Schwerpunktbeitrag

Jürgen Polzin, ZVEI

30.04.2020

Ergebnisse der dritten Ad-hoc-Umfrage zur Corona-Krise

Der ZVEI hat Ende April die nunmehr dritte Ad-hoc-Befragung zur Corona-Krise durchgeführt. Diesmal ging es schwerpunktmäßig um die Erwartungen an die konjunkturpolitischen Stimulierungsmaßnahmen, die jetzt in der nächsten Phase des Ausstiegs aus dem Lockdown anstehen. Mitgemacht haben insgesamt 114 Unternehmen, die zusammen auf zwei Fünftel des 2019-er Branchenumsatzes von 190 Milliarden Euro kommen. Die einzelnen Antworten wurden jeweils mit dem Umsatz der Firmen gewichtet und zu einem Gesamtergebnis aggregiert.

Die bisherige schrittweise Exit-Strategie der Bundesregierung hat nur bei acht Prozent der Unternehmen die Planungssicherheit verbessert. Bei 87 Prozent der Firmen hat sie diese dagegen nicht beeinflusst und bei fünf Prozent sogar eher verschlechtert. 94 Prozent der Befragten halten eine – befristete und anonymisierte – Tracking-App für ein gebotenes Instrument zur Reduzierung der Zahl an Neuinfektionen und damit zur Überwindung des Lockdowns.

Als angebotsseitige Stimuli präferieren die Unternehmen der Elektroindustrie vor allem Steuersenkungen, die Geltendmachung steuerlicher Verlustvor- und -rückträge sowie bessere Abschreibungsmöglichkeiten wie Sofort- oder degressive Abschreibungen, um die Wirtschaft wieder hochzufahren.

Ein nachfrageseitiges Konjunkturpaket sollte insbesondere in den Bereichen „Mobilität und Verkehrsinfrastruktur“, „Digitale Infrastruktur und Industrie 4.0“ sowie „Klimaschutz und Energieeffizienz“ für Impulse sorgen. Dazu passt, dass die Hälfte der an der Umfrage beteiligten Unternehmen bedingt durch die Corona-Krise künftig noch stärker in die Digitalisierung investieren will als ohnehin schon geplant.

Bei der Frage, wie etwaige Stimuli im Bereich individueller Mobilität ausgestaltet werden sollten, sprechen sich die meisten für eine Priorisierung der Elektrifizierung des Verkehrs aus (Stichwort: E-Autos und Ladesäulen).

86 Prozent der Firmen berichten weiterhin von leichten Problemen mit ihren Lieferanten bei der Versorgung mit Vorprodukten und Zulieferteilen. Bei sieben Prozent haben die Probleme inzwischen sogar schwerwiegende Ausmaße angenommen. Was die Transportkette anbelangt, so haben hier 68 Prozent der Unternehmen leichte Schwierigkeiten und ein Viertel erhebliche.

Bei neun von zehn Firmen ist der Absatz der eigenen Produkte und Dienstleistungen beeinträchtigt. In der Hälfte der Fälle sind die Bestellungen regelrecht eingebrochen. Bei knapp einem Drittel der Firmen ist der Absatz zudem aufgrund eigener Produktionsausfälle gestört.

Die Hälfte der Unternehmen erwartet als Folge der Corona-Pandemie Umsatzrückgänge. Wie schon in der zweiten Ad-hoc-Umfrage von Anfang April belaufen sich die erwarteten Einbußen dabei – im Durchschnitt – wieder auf 14 Prozent. Bei der anderen Hälfte lässt sich die Entwicklung derzeit noch nicht absehen. Und wiederum geht nur die Hälfte der Firmen davon aus, die Rückgänge in absehbarer Zeit (komplett oder teilweise) wieder aufholen zu können.

Immerhin nimmt die Mehrzahl der Firmen bereits wieder erste positive Impulse aus China wahr – 84 Prozent bei der Nachfrage und 56 Prozent bei der Versorgung mit Vorleistungen. Zudem haben fast 90 Prozent der Unternehmen bislang keine Entlassungen vornehmen müssen und planen dies aktuell auch nicht.

 

Jürgen Polzin
Referent Abteilung Wirtschaftspolitik, Konjunktur und Märkte