Schwerpunktbeitrag

Dr. Andreas Gontermann, ZVEI

29.01.2021

Elektro-Konjunktur: Erholung ja, Rückkehr zum Vorkrisenniveau nein

Bedingt durch die wie ein exogener Schock hereingebrochene globale Corona-Pandemie hat die deutsche Elektroindustrie im vergangenen Jahr den stärksten Rückgang seit der Finanzkrise hinnehmen müssen. Immerhin waren die Einbußen aber weniger heftig als 2009.

Nach vorläufigen Berechnungen ist die preisbereinigte Produktion der Branche 2020 um sieben Prozent gesunken. Die nominalen Erlöse gaben um sechs Prozent nach und fielen mit knapp 180 Milliarden Euro in etwa auf ihr 2016er Niveau zurück.

Die Elektroexporte gaben letztes Jahr ebenfalls zwischen sechs und sieben Prozent nach. Hier war es der erste Rückgang seit 2013. Was die zehn größten Abnehmerländer anbelangt, so konnten 2020 lediglich die Ausfuhren nach China und Polen zulegen. Das Reich der Mitte hat damit seinen Platz an der Spitze des Rankings weiter ausgebaut. Fast zwölf Prozent der Branchenausfuhren gehen inzwischen nach China. Polen hat sich auf Rang vier verbessert.

Die Lieferungen nach Großbritannien fielen im vergangenen Jahr um 13 Prozent. Hier dürfte über die Jahrhundertseuche hinaus auch das Gezerre um den Brexit eine Rolle gespielt haben. Im Abnehmerranking ist das Land weiter abgerutscht und befindet sich jetzt nur noch an Nummer neun. Zur Erinnerung: In den Jahren 2013 bis 2017 lag es noch durchgängig auf Rang vier.

873 Tsd. Beschäftigte waren Ende 2020 in der deutschen Elektroindustrie tätig – rund 12 Tsd. weniger als noch zu Jahresbeginn. Der vergleichsweise moderate Rückgang verdankt sich dabei der intensiven Nutzung des Instruments der Kurzarbeit.

An neuen Bestellungen gingen letztes Jahr fünf Prozent weniger ein als noch 2019. Allerdings brachten die letzten drei Monate wieder Auftragszuwächse. Auch die Stimmungsindikatoren haben sich generell wieder aufgehellt. Der Anstieg des Geschäftsklimas im Januar war der nunmehr neunte in Folge.
Angesichts ja nicht nur in Deutschland wieder restriktiverer Corona-Maßnahmen könnte vor allem das erste Quartal holprig bleiben. Bei aller angebots- wie nachfrageseitigen Prognose-Unsicherheit geht der ZVEI für das Gesamtjahr 2021 von einer Erholung der Branchen-produktion um fünf Prozent aus. Damit würden in diesem Jahr rund zwei Drittel der pandemie-bedingten Vorjahresverluste wieder aufgeholt. Im Laufe des Jahres 2022 sollte dann das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden können.
 

Dr. Andreas Gontermann

Chefvolkswirt
Leiter Abteilung Wirtschaftspolitik, Konjunktur und Märkte