Editorial

Berechenbar aus dem „Lockdown“

Seit mehreren Wochen sind unsere freiheitlichen Grundrechte nun schon stark eingeschränkt. Das war anfangs auch richtig so, denn die sich weltweit schnell ausbreitende Covid-19-Pandemie ließ der Politik kaum andere Handlungsmöglichkeiten. Doch nun, da einerseits einige Gesundheitsschutzmaßnahmen einen gewissen Erfolg zeigen und andererseits erkennbar wird, dass wir uns nicht auf einem Sprint, sondern einer Mittel- oder sogar Langstrecke befinden, brauchen Gesellschaft und Wirtschaft einen konkreten Fahrplan, wie wir aus dem belastenden „Lockdown“ wieder herauskommen. Nicht übereilt, aber schrittweise und vor allem berechenbar. 

Doch die Bundesregierung zeigt sich zögerlich. Für heute angekündigte Entscheidungen über weitere Lockerungen sind verschoben worden. Das ist unzufriedenstellend und teuer. Das IFO-Institut hat berechnet, dass jede weitere Woche, in der die partielle Stilllegung der Wirtschaft in Deutschland anhält, zwischen 25 und 57 Milliarden Euro kostet. Das entspricht – über den dicken Daumen gerechnet – einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von ein Prozentpunkt. Wohlgemerkt pro Woche.

Ein „Weiter so“ ist also zu wenig, wir müssen – nicht nur wegen der immens hohen wirtschaftlichen Kosten, sondern insbesondere auch wegen der massiven sozialen Kosten– diskutieren, wie wir das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder aufnehmen und gleichzeitig das Coronavirus zügeln können. Nicht passieren darf, dass wir auf die Gesundheitskrise noch eine dauerhafte Wirtschafts- und Sozialkrise draufsatteln. Wie ernst die Lage mittlerweile ist, zeigt die schon dritte Ad-hoc-Umfrage der ZVEI-Mitgliedsunternehmen: Die Hälfte befürchtet gravierende Umsatzrückgänge, im Schnitt von 14 Prozent aufs Jahr gerechnet. Außerdem besteht bei vielen wenig Hoffnung, die Verluste später wieder aufholen zu können. (ausführlich hierzu der Beitrag in diesem Newsletter)

Mehr gefordert ist deshalb die Bundesregierung. Die Unternehmen erwarten endlich Gewissheit, wie es weitergeht. Ein Wiederhochlauf der Wirtschaft erfordert Zeit und muss gründlich vorbereitet werden. Angesichts der angefallenen hohen Belastungen brauchen sie darüber hinaus steuerliche Entlastung. Zwar ist die vom Koalitionsausschuss vereinbarte vorgezogene Verlustverrechnung ein positives Zeichen. Um die Liquidität vor allem der mittelständischen Unternehmen zu verbessern, darf sie jedoch nicht bei eine Million Euro gedeckelt werden.

Krisen sind eine Zeit des Anpackens. Wenn wir die Weichen jetzt richtig stellen, können wir das Beste aus der schwierigen Situation machen. Vor uns liegen Tage der Arbeit.

Einen schönen Maifeiertag wünscht

Ihr Michael Ziesemer
ZVEI-Präsident

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Konjunktur & Analysen

Ergebnisse der dritten Ad-hoc-Umfrage zur Corona-Krise

Der ZVEI hat Ende April die nunmehr dritte Ad-hoc-Befragung zur Corona-Krise durchgeführt. Diesmal ging es schwerpunktmäßig um die Erwartungen an die konjunkturpolitischen Stimulierungsmaßnahmen, die jetzt in der nächsten Phase des Ausstiegs aus dem Lockdown anstehen. Mitgemacht haben insgesamt 114 Unternehmen, die zusammen auf zwei Fünftel des 2019-er Branchenumsatzes von 190 Milliarden Euro kommen. Die einzelnen Antworten wurden jeweils mit dem Umsatz der Firmen gewichtet und zu einem Gesamtergebnis aggregiert.


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Wichtige Infos auf einen Blick: Der ZVEI-Helpdesk zu Sars-CoV-2

Die Corona-Pandemie hat Politik, Gesellschaft und Wirtschaft weiterhin fest im Griff. Die Aufgabe, die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, fordert das Gesundheitswesen heraus wie nie zuvor. Und auch die Industrie steht vor großen Herausforderungen durch das Herunterfahren der Produktion, Kontaktbeschränkungen und weiteren Einschränkungen.

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App auf Rezept in Sichtweite

Seit dem 21. April 2020 ist die Rechtsverordnung über digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAV) in Kraft. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat damit zügig den Rahmen dafür geschaffen, was im Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) beschlossen wurde: Die Verbreitung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept durch Ärzte und Psychotherapeuten.

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Hannover Messe 2020

In der vergangenen Woche hätte die Hannover Messe 2020 ihre Tore geöffnet und sich hunderttausende Besucher über die neuesten technologischen Innovationen informiert. Aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie musste auch die Hannover Messe abgesagt werden. Ein digitales Hannover Messe-Event im Sommer ist aktuell in Planung.

AMPERE 2.2020

Nachhaltigkeit durch Fortschritt

Am 27. Mai erscheint die neue Ausgabe der AMPERE, in der es vor allem um die Kraft von Innovationen geht. Wenn sich ökonomische, ökologische und soziale Ziele vereinen lassen, dann spielt der Fortschritt in der Elektroindustrie eine entscheidende Rolle.


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