Editorial

Mehr denn je: Europa muss sich jetzt als Einheit beweisen

Die Corona-Krise hat der Europäischen Union schwer zugesetzt und sie in die tiefste Krise seit ihrer Gründung gestoßen. Die wirtschaftlichen Schäden sind immens, die bereit gestellten Finanzmittel zu ihrer Minimierung allerdings auch. Noch schwerer wiegt jedoch, dass sich Europa – zumindest zu Beginn der Krise – nicht als Einheit agiert hat. Das war unklug. Spätestens heute sollten wir alle wissen: Durch eine Krise solchen Ausmaßes kommt keiner allein. Europa muss deshalb zuvorderst wieder lernen, sich als Solidargemeinschaft zu verstehen, die gemeinsam Herausforderungen annimmt.

Die Einigung auf dem EU-Gipfel gibt hierzu Hoffnung. Nach zähem Ringen stellt die EU ein Wiederaufbauprogramm zusammen, dessen Höhe – 750 Milliarden Euro, sowie über eine Billion Euro für den nächsten EU-Haushalt bis 2027 – vor wenigen Wochen noch als undenkbar erschien. Was also tun mit dem vielen Geld?

Bedarfe – und auch Begehrlichkeiten – gibt es unter den verbliebenen 27 Mitgliedsstaaten zweifelsohne zuhauf. Wichtig ist, dass jene Länder, die von der Corona-Krise besonders hart getroffen worden sind, besonders bedacht werden. Dabei muss gelten: Die Finanzmittel sollten überall so eingesetzt werden, dass sie wirtschaftliches Wachstum entfachen können. Das gelingt am besten, indem sie einerseits für die Umsetzung der Industrie- und Digitalstrategie der EU genutzt werden, andererseits aber auch für den „Green Deal“. Die angestrebte Klimaneutralität im Jahr 2050 erlaubt keinen Aufschub, auch nicht in wirtschaftlich harten Zeiten. Tatsächlich kommt Europas Wirtschaft am besten wieder auf die Beine, wenn jetzt konsequent in Zukunftstechnologien investiert wird. Dazu gehört ein starker Fokus auf Forschung und Entwicklung.

Das klingt nach einer schier unlösbaren Aufgabe, und tatsächlich mag man Zweifel haben, ob sie gelöst werden kann. Und dennoch ist sie auch eine große Chance, denn weiterhin gilt: In der Europäischen Union haben wir immer noch sehr gute Voraussetzungen, besser als in vielen anderen Regionen der Welt. Aber dafür müssen wir wieder an einem Strang ziehen und als Einheit handeln. Es ist Zeit, dass sich Europa wieder auf seinen ursprünglichen Gründungsgedanken besinnt, und gemeinsam sowie mit Weitsicht handelt. Dann kann es funktionieren.

Ihre Rada Rodriguez
Präsidentin Orgalim und ZVEI Vorstandsmitglied

Mehr lesen Weniger lesen

Meinung


Schlaglicht


ZVEI aktiv

Innovationspolitik

GAIA-X - Aufbau einer vernetzten Dateninfrastruktur in Europa

Am 4. Juni 2020 stellte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier gemeinsam mit seinem französischen Kollegen Bruno Le Maire das Gemeinschaftsprojekt GAIA-X vor. Die Initiative forciert die Schaffung einer vertrauenswürdigen Cloud- und Dateninfrastruktur in Europa. Im Zentrum steht der Aufbau eines sicheren und nutzerfreundlichen Datenökosystems, welches unter Wahrung europäischer Werte den souveränen Datenaustausch ermöglichen und damit Innovationen über Unternehmensgrenzen hinweg fördern soll.

Bildung & Forschung

Nachwuchsarbeit weiterhin von hoher Bedeutung

Die Covid-19-Pandemie hat den bisherigen Alltag vollkommen auf den Kopf gestellt und alles verändert. Dennoch bestätigte die zweite Auflage der ZVEI-MINT-Umfrage, die Anfang Juni veröffentlicht wurde, dass die Nachwuchsarbeit trotz anderer Rahmenbedingungen für die Elektroindustrie weiter eine hohe Bedeutung besitzt.

Automation

Rückblick Hannover Messe Digital Days

Am 14. Und 15. Juli fanden die ersten Hannover Messe Digital Days statt. Der ZVEI zeigte, als ideeller Partner, wie Innovationen aus der Branche die digitale Zukunft gestalten und den nächsten industriellen Entwicklungsschritt einleiten. Über 200 Speaker präsentierten bei dem zweitägigen Messeprogramm in Keynotes und Diskussionsrunden Themen aus den Bereichen Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Smart Energy und Logistics.

Corona

ZVEI unterstützt Corona-Überbrückungshilfen für KMUs

Corona-Überbrückungshilfen für kleine- und mittelständische Unternehmen (KMU) können ab sofort beantragt werden. Die Corona-Pandemie hat zahlreiche Unternehmen schwer getroffen. Auch wenn die Beschränkungen des öffentlichen Lebens in Deutschland stetig zurückgefahren werden, sind die Umsatzeinbußen der Unternehmen erheblich. Der ZVEI hat in zahlreichen Gesprächen über die ZVEI-Mittelstandssprechstunde mit dem Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Bareiß im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie in vier Corona-Task-Forces des BDI auf die Bedürfnisse der Unternehmen der Elektroindustrie hingewiesen und sich für ein weiteres Corona-Hilfspaket eingesetzt. Dieses hat eine Gesamthöhe von 24,6 Milliarden Euro.

Außenwirtschaft

Brexit plus Corona: Wie ein Virus den Austritt verhagelt

Mit zunehmendem Einfluss der Corona-Krise auf den deutsch-britischen Handel wird es immer schwieriger, aus dem statistischen Material den Brexit-Effekt herauszurechnen. Wenn schon Brexit und Corona zusammentreffen, möchte man außerdem meinen, es könnte nicht schlimmer kommen. Weit gefehlt. Zum Jahresende droht auch noch (oder schon wieder) ein „No Deal“, also das Ende der Übergangsphase ohne direkt anschließendes Freihandelsabkommen.

Franziska Wirths

Interview nach 2 Jahren Peking

Franziska Wirths ist seit November 2018 als Industrie-Referentin in der Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Peking tätig. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf den Themen Industrie 4.0 und Digitalisierung. Im November wird sie nach 2 Jahren wieder nach Deutschland zum ZVEI zurückkehren.


Konjunktur & Analysen

Aktuelle Kennzahlen aus dem Bereich Konjunktur und Märkte

Hier finden Sie die aktuellen Konjunktur- und Außenhandelsdaten der deutschen Elektroindustrie.

Mehr erfahren



Podcast