Editorial

Keine Zeit mehr verlieren

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Bundestagswahl 2021 liegt hinter uns, das Wahlergebnis steht fest. Nun geht es in die Sondierungsgespräche und Koalitionsverhandlungen. Welche Farben die nächste Bundesregierung auch haben wird: Sie steht vor der großen Aufgabe, das Industrieland Deutschland in eine digitale und klimafreundliche Zukunft zu führen. Für unsere Branche, die Elektro- und Digitalindustrie, ist hier eindeutig: Wir müssen die Elektrifizierung und Digitalisierung aller Sektoren in den Fokus stellen – ebenso wie deren zügige Kopplung. Wenn uns das nicht gelingt, wird es nichts mit der Klimaneutralität. Für die neue Regierung bedeutet das: Die Ärmel hochzukrempeln und gleich in den ersten 100 Tagen entscheidende Weichenstellungen für die gesamte Legislaturperiode vorzunehmen.

Insbesondere im Energiesektor liegt einiges im Argen, wertvolle Zeit ist verstrichen. Ein grundlegendes Beispiel: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen künftig große Mengen an +Strom von den Netzen aufgenommen und verteilt werden. Die Netzinfrastruktur ist aber absolut nicht auf diese Mengen an Strom durch erneuerbare Energien vorbereitet. Daher sind nun Tempo und Investitionen gefragt, um die Stromnetze aus- und umzubauen und diese Infrastruktur gleichzeitig zu digitalisieren. Eine effizientere Nutzung der Netze und die wichtige Sektorenkopplung, etwa für den Hochlauf der Elektromobilität und den stärkeren Einsatz von Wärmepumpen in Gebäuden, werden nur durch digitale Erfassung von aktuellen Netzzuständen erreicht. Ein Energienetz, das mit den angeschlossenen Verbrauchern intelligent interagiert, wird somit zu einer der wichtigsten Voraussetzungen. 

Gleichzeitig ist die Energiewirtschaft einer der am stärksten regulierten Sektoren. Der Ordnungsrahmen hierfür hat eine derartige Komplexität erreicht, dass Änderungen oder Weiterentwicklungen viel zu lange dauern. Dabei liegen die notwendigen Technologien schon lange vor. Ein Paradebeispiel dafür ist der nun schon so lang andauernde Smart-Meter-Rollout. Auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft gibt es daher eine klare Aufgabe für die Politik: Aufräumen im heutigen Energierecht und schnelle Erarbeitung eines Ordnungsrahmen, der der Erreichung der Klimaziele dient, die Sektorenkopplung endlich beschleunigt und Investitionshemmnisse wie etwa die EEG-Umlage abschafft.

Unsere künftige Gesellschaft, die All-Electric-Society, wird geprägt sein durch Strom als vorrangigen Energieträger, dezentral erzeugt aus erneuerbaren Quellen. Dahinter steht ein nachhaltiges, intelligentes und verlässliches Energiesystem. Das müssen wir umsetzen. Jetzt. 

 

Ihre Anke Hüneburg
Leiterin Bereich Energie

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