Meinungsbeitrag

Tino Sorge, MdB, CDU/CSU Fraktion

29.10.2020

Die Digitalisierung vorantreiben – gerade in Pandemie-Zeiten

Nach einem „Corona-Sommer“ mit vergleichsweise entspanntem Infektionsgeschehen sind wir aktuell voll und ganz mit den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schockwellen der Pandemie beschäftigt. Und doch gibt es inmitten der Pandemie einen Lichtblick: Die Digitalisierung unseres Gesundheitssystems hat in diesem Jahr – vielfach aus der Not heraus – enorme Fortschritte gemacht.

Ein Beispiel ist das DIVI-Intensivregister. Inmitten der Pandemie aufgebaut, half die digitale Plattform früh, die stationären Versorgungskapazitäten und Fallzahlen zu Covid-19-Patienten tagesaktuell zu erfassen. Ein Modell, das sich in der Krise bewährt und auch für die Zeit nach Corona großes Potenzial hat.


Als innovativer Baustein bei der Pandemiebekämpfung hat sich die Corona-Warn-App erwiesen, die inzwischen tagtäglich dazu beiträgt, Infektionsketten zu durchbrechen. Fakt ist aber auch: Digitale Innovationen, wie z. B. die Corona-App könnten uns noch mehr helfen, würden uns nicht immer vermeintliche Datenschutzbedenken ausbremsen. Mehr Mut zur sinnvollen Datennutzung, Vernetzung und zum Einbezug relevanter Akteure, z. B. der Gesundheitsämter, hätte uns an dieser Stelle gutgetan. Für die Zukunft ein wichtiger Punkt, den wir auch gesellschaftlich stärker und vor allem chancengetrieben führen müssen.


Denn 20 Millionen Downloads der Corona-Warn-App zeigen eindrücklich: Wir Deutschen wollen die Digitalisierung im Gesundheitswesen, wir sehen ihr Potenzial, und wir sind neugierig auf die Vorteile, die sie uns und unseren Mitmenschen verspricht. Für diese gesellschaftliche Akzeptanz der Digitalisierung müssen wir gerade in Pandemie-Zeiten immer wieder werben.


Solche vielversprechenden Entwicklungen werden wir als Gesetzgeber auch in Zukunft viel entschlossener und konstruktiver begleiten müssen. So werden wir auch mit dem dritten Digitalisierungsgesetz in dieser Legislatur weiterhin das Positive fördern und andererseits kritisch dort nachjustieren, wo die Digitalisierung noch hinter den Erwartungen zurückbleibt. Denn klar ist: Wir müssen hier viel schneller werden als in früheren Jahren.


Auch auf internationaler Ebene, im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft, ist dieser Gedanke Richtschnur unseres Handelns. Wir wollen der Digitalisierung des Gesundheitswesens über Landesgrenzen hinweg den Weg bereiten. Ich bin überzeugt: Ein europaweiter Gesundheitsdatenraum, mit all seinen Potenzialen für die Patientinnen und Patienten, für Wissenschaft und Forschung, muss unser Ziel sein.


Als Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Digitalisierung und Gesundheitswirtschaft ist es mir aber auch wichtig, die vielen innovativen und schlagkräftigen Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich in Zukunft enger einzubeziehen, wenn es um den Innovationsstandort Deutschland geht. Schließlich gilt beispielsweise im Bereich Medizintechnik und Pharma, sei es für Schutzmasken, Intensivbetten, Beatmungsgeräte, digitale Anwendungen und auch Impfstoffkandidaten: Es ist in erster Linie die Gesundheitswirtschaft, die in Deutschland die Grundlagen einer weltweit führenden Gesundheitsversorgung überhaupt erst ermöglicht – vom kleinen Mittelständler bis zum DAX-Konzern. Für sie müssen wir die Rahmenbedingungen hierzulande kontinuierlich verbessern.


Die nächsten Wochen und Monate werden unser Gesundheitswesen, unsere Wirtschaft und unser Miteinander erneut auf eine harte Probe stellen. Darum gilt: Gerade jetzt ist die Zeit, um in unserem Gesundheitswesen Innovationen noch stärker gemeinsam voranzutreiben. Dies möchte ich im Dialog mit allen beteiligten Akteuren gestalten.
 

 

  

Tino Sorge
Mitglied des Deutschen Bundestages, CDU/CSU-Fraktion