Editorial

Europas Wettbewerbsfähigkeit stärken

„Weltkrieg um den Superchip“ titelte kürzlich die Wirtschaftswoche, und das Handelsblatt schrieb erst vor wenigen Tagen „Europas Chipindustrie gerät zwischen die Fronten der Supermächte“. Tatsächlich steht eine unserer Schlüsselbranchen zurzeit offen im Visier des amerikanisch-chinesischen Technologiestreits. Den „westlichen“ Chipherstellern wird von den USA durch Sanktionsandrohungen faktisch verboten, Huawei zu beliefern. Das ist ungeschminkter Wirtschaftskrieg. 

Doch der Welthandel ist auch an vielen anderen Ecken gestört. Die Zeiten offener Märkte, einer liberalen, regelbasierten Weltwirtschaftsordnung liegen offenkundig ein Stück hinter uns. Hoffnung macht zwar der Wechsel der US-Administration im Januar – erste Entscheidungen des nächsten US-Präsidenten deuten mehr Dialogbereitschaft an. Dennoch ist nicht anzunehmen, dass sich die zahlreichen bestehenden Gegensätze schnell auflösen lassen. 


Europa muss sich deshalb und auch wegen der schmerzhaften Erfahrungen der Corona-Krise, als gerade zu Beginn viele weltweite Lieferketten plötzlich unterbrochen wurden, besser wappnen. Wichtig ist dafür eine konsistente Industriestrategie, die die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen stärkt. In den Blick zu nehmen sind – neben der Mikroelektronik – vor allem der Kompetenzaufbau bei grünen und digitalen Schlüsseltechnologien. Das haben wir dem EU-Rat für Wettbewerbsfähigkeit mit auf den Weg gegeben, als er sich neulich hierzu Gedanken machte. Denn einer der wichtigsten „Assets“ Europas ist seine Industrie, auf die es künftig noch mehr ankommt, um die Corona-Folgen abzufedern und zugleich die dringlichen Herausforderungen wie den Klimaschutz und die digitale Transformation anzugehen. Gerade diese globalen Märkte müssen wir weiterhin mit europäischer Spitzentechnologie bedienen können. 


Das heißt mitnichten, einer Abschottung der europäischen Wirtschaft das Wort zu reden. Europas Wirtschaft ist dann am stärksten, wenn sie weltweit enge Beziehungen knüpfen, aber zugleich auch souverän und resilient bei Störungen agieren kann. Wie dieser „Spagat“ geleistet werden kann, haben wir der EU-Kommission gerade in einem ZVEI-Positionspapier vorgelegt. 


Die derzeit diskutierte EU-Industriestrategie muss dafür sorgen, dass Investitionen in Europa wieder attraktiver werden, u.a. bei Technologien wie KI und 5G. Dabei muss die Strategie auch an die Menschen denken, und den Auf- und Ausbau ihrer digitalen Fähigkeiten berücksichtigen und nicht zuletzt so die Technologieoffenheit der Gesellschaft fördern. Denn Technologien werden von Menschen und für Menschen gemacht. 
 

 

Ihr

Wolfgang Weber

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