Presse

21.10.2021

Energie- und Klimawende: Industrie hat Lösungen, Politik muss diese jetzt nutzen

88/2021

  • Diskussion über Klimaministerium verschwendete Zeit, stattdessen konkretes Arbeitsprogramm notwendig

  • Ausbau der erneuerbaren Energien, Umbau der Netze und Abschaffung der EEG-Umlage haben oberste Priorität

  • Gebäude endlich als Drehkreuz der Energiewende begreifen

 

„Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir endlich ein konkretes Arbeitsprogramm mit umfassenden Maßnahmen und einem klaren Fahrplan“, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, anlässlich der Veröffentlichung der BDI-Klimapfadestudie 2.0. Klimaneutrale Technologien – insbesondere aus der Elektro- und Digitalindustrie – seien schon längst vorhanden. Allerdings bleibe ihr breiter Einsatz bis heute stark hinter dem Möglichen zurück. Das müsse sich ändern.

„Die BDI-Studie zeigt, dass der Schlüssel zu einer klimafreundlichen Zukunft in der umfassenden Elektrifizierung und Digitalisierung aller Sektoren liegt – und damit in der Transformation zur All-Electric-Society“, so Weber weiter. Die Studie mache deutlich, dass der Energiebedarf einer klimaneutralen Industriegesellschaft zu über 90 Prozent von Strom gedeckt werden muss und kann – in direkter Anwendung oder indirekt über Speichermedien wie grünem Wasserstoff oder e-Fuels. Dabei könne laut der Studie vor allem durch die direkte Verwendung von Strom aus regenerativen Quellen ebenso wie durch intelligente Sektorenkopplung der Primärenergiebedarf in Deutschland bis 2045 um 40 Prozent reduziert und enorme Effizienzpotenziale gehoben werden. Die neue Bundesregierung muss daher gleich zu Beginn die richtigen Weichen für die Emissionsreduktion in den klimarelevanten Sektoren durch deren konsequente und intelligente Kopplung stellen: „Wir müssen uns jetzt auf konkrete Maßnahmen verständigen, mit denen wir die Klimaziele bestmöglich erreichen können. Die Diskussion über ein Klimaministerium ist deshalb unnötig und Zeitverschwendung.“  

Aus Sicht des ZVEI müssen der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze sowie attraktivere Strompreise oberste Priorität haben. Dazu gehört zum einen die deutliche Beschleunigung der Planungs- und Genehmigungsverfahren. Zum anderen muss die EEG-Umlage abgeschafft werden. Damit ginge auch ein enormer Bürokratieabbau bei Behörden, Stromanbietern, Netzbetreibern und der Industrie einher. EU-weit muss gleichzeitig die Stromsteuer am CO2-Gehalt ausgerichtet und ein wirkungsvoller Emissionshandel, der sich am Emissionsbudget orientiert, eingerichtet werden. Ebenso ist es höchste Zeit, den Umbau, die Digitalisierung und den Ausbau der Strom- und Verteilnetze in Angriff zu nehmen, um für den ansteigenden Strombedarf sowie die zunehmende Volatilität des Stromangebots gerüstet zu sein. Gerade die Digitalisierung und Modernisierung gewährleisten eine effiziente Netzauslastung, ermöglichen damit gezielte Investitionen in den Netzausbau und können so einen starken Anstieg der Netzentgelte vermeiden. Dahingehend ist eine Reform der Netzentgeltsystematik unumgänglich. 

Gebäude endlich als Drehkreuz der Energiewende begreifen

Im Gebäude treffen alle Sektoren zusammen – das macht sie zu einem wichtigen Element der Energiewende und für den Klimaschutz. Gleichzeitig bietet der Gebäudebestand ein enormes Energieeinsparpotenzial. Die Aufstockung der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude war das richtige Zeichen. Mit Blick in die Zukunft sieht der ZVEI jedoch weiteres Potenzial, etwa durch eine bessere Abstimmung von Erzeugung, Speicherung und Nutzung regenerativer Energien. Dies ist für das Laden eines Elektroautos genauso wichtig wie für die Wärmeerzeugung. Auch hierfür bedarf es der richtigen Strompreissignale. 

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