Elektrifizierung

11.11.2022

ZVEI fordert abgestimmte EU-Strategie für China

„Für die Elektro- und Digitalindustrie ist China ein wesentlicher Handelspartner, beim Export wie beim Import“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung anlässlich der Veröffentlichung der ZVEI-China-Thesen. Dennoch finde schon seit einiger Zeit ein deutlich wahrnehmbares Umdenken in der Bewertung Chinas statt. „Die Branche ist nicht blind, wir sehen die Chancen und die Risiken. Wir werden China nicht ändern können, wir können aber uns selbst ändern.“

81/2022

  • China ist wichtigster Markt für deutsche Elektro- und Digitalindustrie
  • Diversifizierung und konsequente Industrie-, Handels- und Außenpolitik aber Schlüssel für wettbewerbsfähige Zukunft

„Für die Elektro- und Digitalindustrie ist China ein wesentlicher Handelspartner, beim Export wie beim Import“, so Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung anlässlich der Veröffentlichung der ZVEI-China-Thesen. Dennoch finde schon seit einiger Zeit ein deutlich wahrnehmbares Umdenken in der Bewertung Chinas statt. „Die Branche ist nicht blind, wir sehen die Chancen und die Risiken. Wir werden China nicht ändern können, wir können aber uns selbst ändern.“ Das bedeute, die offensive Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit, die Diversifizierung als Schlüssel für eine versorgungssichere Zukunft und eine abgestimmte, selbstbewusste und konsequente Haltung gegenüber dem Land müssen die Eckpunkte der geplanten Chinastrategie der Bundesregierung sein. Die Ausarbeitung dieser unterstützt der ZVEI, fordert aber die unbedingte Abstimmung mit der EU. „Wir brauchen eine europäische Politik aus einem Guss gegenüber China, um unsere Positionen auf Augenhöhe vertreten zu können. Dazu ist eine europäische Mehr-Säulen-Strategie aus Außen-, Handels- und Industriepolitik nötig, die unsere Interessen klar verfolgt, um unsere Werte wie Menschenrechte zu schützen, und die von allen Mitgliedstaaten aktiv unterstützt und eng mit unseren wichtigsten Partnern, wie den USA, abgestimmt ist“, betont Weber.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion hat der ZVEI die Handelsbeziehungen der Elektro- und Digitalindustrie mit China aufbereitet. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Branchenlieferungen nach China verzehnfacht. Mit 25,2 Milliarden Euro ist das Land nun mit Abstand der größte Abnehmer für die deutsche Elektro- und Digitalindustrie, insbesondere aus der Automation (30 %), Bauelemente (13 %), Fahrzeugelektrik (7 %) und Elektromedizin (6 %), das entspricht knapp einem Viertel an den gesamtdeutschen Exporten. China steht heute für 42 Prozent des globalen Markts für Güter der Elektro- und Digitalindustrie. Zudem ist China der größte ausländische Investitionsstandort – neben den USA (7,3 bzw. 7,1 Mrd. €). Die Bedeutung der Einfuhren elektronischer und elektrotechnischer Erzeugnisse nach Deutschland ist mit 71,1 Milliarden Euro (entspricht einem Anteil von 32 %) nochmals gestiegen. Innerhalb der deutschen Elektro- und Digitalindustrie hingen 2021 rund 52.000 Arbeitsplätze (6 %) direkt am Exportgeschäft mit China (ohne Berücksichtigung indirekter und mittelbarer Effekte).

China als Markt und als Produktionsstandort wird auch in Zukunft für die Elektro- und Digitalindustrie eine wichtige Rolle einnehmen. Weber: „Weniger Abhängigkeit von China heißt nicht kein China. Hier ist die Politik in der Pflicht, denn fatal für unsere Unternehmen wäre, wenn sie sich zwischen China und den USA entscheiden müssten. Dafür sind unsere Wertschöpfungsnetzwerke viel zu stark verwoben – zum Vorteil Deutschlands und Europas.“ Der Dialog auf wirtschaftlicher wie politischer Ebene – idealerweise in Abstimmung mit weiteren Partnern – dürfe daher auf keinen Fall abreißen. Unter der Prämisse ‚Chancen nutzen, Herausforderungen annehmen, Risiken managen‘ müsse daran gearbeitet werden, kritische Abhängigkeiten frühzeitig zu erkennen und bei Bedarf aufzulösen. Dafür müssen neue Rohstoffpartnerschaften geschlossen, die Zusammenarbeit mit der Asien-Pazifik-Region ausgebaut und Freihandelsabkommen mit weiteren Partnern aufgenommen und dann auch zügig ratifiziert werden. “Gerade auch mit Blick auf die EU-Wahlen in zwei Jahren muss die EU handels- und industriepolitisch aktiver werden“, so Weber weiter. Das gelte insbesondere auch für China.

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