Presse

07.09.2023

ECRMA: Leistungsstarke Recyclinginfrastruktur europaweit aufbauen

69/2023

  • Bürokratie abbauen, Berichtspflichten schlank halten

Der ZVEI erkennt in der Debatte um den EU Critical Raw Materials Act (ECRMA) zwar Fortschritte, sieht aber weiterhin Handlungsbedarf, um Europa unabhängiger von Importen kritischer Rohstoffe zu machen. „Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft und verlässliche Rohstoffpartnerschaften sind hierfür wichtige Hebel“, erklärt Dr. Oliver Blank, ZVEI-Bereichsleiter Global Affairs. „Die Unternehmen brauchen dazu gut aufeinander abgestimmte EU-Rechtsakte, die aufwendige Berichtspflichten vermeiden und das Recyceln von kritischen und strategisch wichtigen Rohstoffen anreizen.“ Notwendig sei eine kohärente Rechtsbasis in Europa, unter Einschluss des Net Zero Industry Acts, des EU-Lieferkettengesetzes (CSDDD) sowie der EU-Richtlinie zur Unternehmens-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD). „Der Fokus muss auf die jeweils relevanten Daten gelegt werden, die nicht häufiger als einmal ausgewiesen werden brauchen“, fordert Blank.

Großen Handlungsbedarf sieht der ZVEI weiterhin beim Aufbau einer europaweiten Recyclinginfrastruktur. Es reiche nicht aus, wenn die EU-Kommission und auch das EU-Parlament den Aufbau von grenzüberschreitenden Projekten als lediglich ‚möglich‘ beschreibe. Für einen funktionierenden europäischen Sekundärrohstoffmarkt seien eine einheitliche Recyclinginfrastruktur sowie die Etablierung übergreifender Qualitätsstandards für recycelte Rohstoffe unerlässlich. Blank: „Erst so wird es auch Staaten mit geringerem Rohstoffaufkommen möglich, effizient und wirtschaftlich zu recyceln.“ 

Rohstoffe: Diversifizierung sowie Substitution und Ressourceneffizienz in den Fokus rücken 

Um Europas Abhängigkeit von Rohstoffimporten langfristig zu verringern, muss zudem das „Frühwarnsystem“ für mögliche Rohstoffengpässe in Form der geplanten Rohstofflisten stetig aktualisiert werden. Derzeit ist ein Zeitraum von zwei Jahren angedacht – das ist aus ZVEI-Sicht zu lang und beachtet geopolitische Entwicklungen zu wenig. Zudem muss Diversifizierung der Grundsatz bei allen künftigen Rohstoffimporten sein. Daher unterstützt der ZVEI die Bestrebungen der EU-Kommission, möglichst viele neue Rohstoffabkommen zu schließen, um Lieferrisiken weiter abzubauen. „Ein entschiedenes und schnelles Vorgehen, das den Mehrwert für beide Vertragspartner gewährleistet, muss hier Priorität haben“, sagt Blank. Gleichzeitig brauche es auch einen stärkeren Fokus auf die Forschung und Innovation in den Bereichen Substitution und Ressourceneffizienz. „Je weniger neue strategische und kritische Rohstoffe benötigt werden, desto weniger abhängig wird die EU von Importen sein.“