Meinungsbeitrag

Timon Gremmels, SPD-Bundestagsfraktion

25.02.2021

Vernetzt im Quartier: Wie klimafreundliches Wohnen für alle bezahlbar bleibt

Kaum in Kraft und doch schon wieder obsolet? Die Skepsis, die das im vergangenen Jahr verabschiedete Gebäudeenergie-Gesetz (GEG) seither begleitet, ist groß. Möglichst rasch brauche es eine Verschärfung der energetischen Anforderungen, fordern die einen. Bauen müsse bezahlbar bleiben, warnen hingegen die anderen. So richtet sich der Blick auf das Jahr 2023, in dem die Überprüfung des Anforderungsniveaus bevorsteht.

Für den Neubau zeichnet sich bereits ab, dass das seitens CDU/CSU bislang vehement blockierte höhere Effizienzniveau sowohl technisch als auch wirtschaftlich darstellbar ist. Bei den steigenden Baukosten spielen energetische Anforderungen anders als fälschlicherweise behauptet – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle. Im Gebäudebestand hingegen, dem ‚schlafenden Riese‘ der Energiewende, ist im Ordnungsrecht mit Augenmaß nachzusteuern. Dort wo die eigentlichen Potenziale für CO2-Einsparungen liegen, werden intelligente Lösungsansätze erforderlich sein.
 
Dabei zeigt das geltende GEG konkret auf, wie die die energetische Ertüchtigung des Gebäudebestandes sozialverträglich gelingen vermag: Zum einen kann das Potenzial der günstigsten Form der erneuerbaren Energieerzeugung mit der Anrechenbarkeit von gebäudenah erzeugtem Solarstrom für die Energieversorgung von Gebäuden sinnvoll erschlossen werden. Zum anderen kann die zunehmend klimafreundliche Energieversorgung von Gebäuden nun auch im Wege von energetischen Quartierslösungen umgesetzt werden.
 
Der Grundstein für eine kosteneffiziente und somit skalierbare Wärmewende im Gebäudebestand ist also bereits gelegt. Die Neuausrichtung der Bundesförderung für effiziente Gebäude samt Vervierfachung der zur Verfügung stehenden Bundesmittel demonstriert, wie es weiter geht: Dass Digitalisierungsmaßnahmen zur Verbrauchsoptimierung erstmalig eigenständig förderfähig sind, ist ein entscheidender Schritt. Denn nur mit intelligenten Gebäuden und nur mit einer Vernetzung von Strom, Wärme und Mobilität im Quartier lassen sich unsere ambitionierten Klimaziele im Gebäudebestand sozialverträglich erreichen. Das ist unser Weg, damit klimafreundliches Wohnen für alle bezahlbar bleibt.

[Der Autor] Timon Gremmels ist seit 2017 direkt gewählter Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Kassel. Als zuständiger Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion hat Timon Gremmels das Gebäudeenergie-Gesetz federführend verhandelt. Zuvor war Gremmels energiepolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion Hessen.