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19.06.2023
Bestehende Software läuft nicht auf Quantencomputern. Sabina Jeschke will mit ihrem Start-up Quantagonia den Übergang vereinfachen.
Einen Schritt weiter
Bestehende Software läuft nicht auf Quantencomputern. Sabina Jeschke will mit ihrem Start-up Quantagonia den Übergang vereinfachen.
Eine Revolution steht vor der Tür: Quantencomputer verlassen die Labore und halten Einzug in die Industrie. Sie versprechen deutlich höhere Geschwindigkeiten, zum Beispiel bei der Optimierung von Lieferketten oder Fragen aus der Materialwissenschaft. „Die Technologie ist reif, und ihr Durchbruch steht kurz bevor“, sagt Professorin Sabina Jeschke, eine von Deutschlands Top-Expertinnen im Bereich Digitalisierung. „Etwa ab 2025 werden Quantencomputer in der Wirtschaft in großem Stil eingesetzt werden.“ Davon können auch kleine und mittlere Unternehmen profitieren, denn kommerzielle Cloud-Anbieter werden ihr Portfolio um die schnellen Rechner erweitern.
Eigentlich sind das gute Nachrichten – wenn es nicht einen Haken gäbe: Die momentan genutzte Software in den Unternehmen lässt sich nicht einfach auf Quantencomputer übertragen, weil deren Arbeitsweise völlig neuartig ist. Müssen nun bewährte und sündhaft teure Programme von Grund auf neu geschrieben werden? Genau das will Jeschkes Start-up Quantagonia verhindern: „Wir können bestehende Software transformieren und auf Quantencomputern lauffähig machen“, erklärt sie. „Dafür analysiert eine Künstliche Intelligenz den Quellcode und erkennt die Idee hinter einem Programm.“ Daraufhin ersetzt die Quantagonia-Lösung Teile des konventionellen Codes durch Quantenvarianten. Der Service ist denkbar einfach: „Unternehmen geben uns ihren alten Code, wir transformieren ihn und lassen die neue Version dann auf Quantencomputern laufen. Am Ende bekommen unsere Kunden die Berechnungsergebnisse“, sagt Jeschke.
Finanziert wird das erst 2022 gegründete Unternehmen derzeit vom Fraunhofer Technologie-Transfer Fonds, Voima Ventures und einem Family Office. 20 Mitarbeiter arbeiten daran, bis Mitte 2023 die erste Version der Lösung verfügbar zu machen. Für Jeschke – bis 2021 noch im Vorstand der Deutschen Bahn AG für Digitalisierung zuständig – war es als „glühende Europäerin“ ein Anliegen, Quantagonia auch hier zu starten: „Wir haben hier tolle Chancen, sind aber bei der Industrialisierung oft zu langsam. Mit Quantagonia wollen wir Deutschland und Europa ein Stück voranbringen.“
Text Christian Buck | Foto Pablo Castagnola - CEBIT2018 Bearbeitung Barbara Geising
Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.2023 am 11. April 2023 erschienen.