06.09.2022

Folge 78: Digitalisierungsstrategie Gesundheitswesen und Pflege – technische Infrastruktur muss berücksichtigt werden

Eine Digitalisierungsstrategie für den Gesundheitsbereich in Deutschland zu entwickeln, ist Teil des Koalitionsvertrags der Regierungsparteien. Mit der Auftaktveranstaltung am 7. September 2022 im Bundesministerium für Gesundheit wird diese Aufgabe jetzt begonnen. Bei der Ausgestaltung der sogenannten „Digitalisierungsstrategie Gesundheitswesen und Pflege“ müssen die vielen, teils komplexen Zusammenhänge unsere Gesundheitssystems beachtet werden. Prozesse und Regelungen müssen dabei auch die wachsende europäische, länderübergreifende Zusammenarbeit angemessen berücksichtigen.

Dazu zählt erstens, dass einzelne digitale Anwendungen für Gesundheit und Pflege nicht isoliert betrachtet werden. Sie müssen in der Digitalisierungsstrategie mit dem Ziel einer sektorübergreifenden und individualisierten Gesundheitsversorgung zusammengeführt werden. Die medizinische Versorgung in Krankenhaus und Arztpraxis sowie ambulante und stationäre Pflege müssen in der geplanten Strategie miteinander verbunden betrachtet werden.

Nur wenn Medizintechnik und IT-Systeme miteinander vernetzt sind, können zweitens relevante medizinische Daten und Informationen geteilt und für die Gesundheitsversorgung und Pflege genutzt werden. Dies ist technische Voraussetzung für die stärkere Nutzung von Telemedizin und sektorübergreifender Versorgung. Ein Teil der Strategie muss deshalb auch der Aufbau einer flächendeckenden vernetzten Gesundheitsinfrastruktur aus Medizintechnik und IT-Systemen sein. 

Medizintechnische Geräte sind die Quelle für viele Daten, die für die Gesundheitsversorgung und die Pflege von Patientinnen und Patienten relevant sind. Diese Daten müssen reibungslos an die IT-Systeme weitergegeben werden, mit denen die Abläufe in der Gesundheitsversorgung und Pflege organisiert und gesteuert werden. So können drittens integrierte Behandlungspfade für Patientinnen und Patienten realisiert werden, bei denen auch die individuellen Lebensumstände berücksichtigt werden können.

Das BMG will die verschiedenen Akteure im Gesundheitsbereich und der Pflege, Patientinnen und Patienten sowie Pflegebedürftige und deren Angehörige in die Entwicklung der Strategie einbinden. Geplant ist ein offener und partizipativer Prozess, in dem die verschiedenen Perspektiven und Anregungen durch Beteiligungs- und Dialogformate aufgenommen und zu einer Strategie entwickelt werden. Der ZVEI setzt sich dafür ein, dass auch der Aufbau der vernetzten Gesundheitsinfrastruktur bedacht wird.