ampere 1+2.2021
Im neuen Leitmarkt Consumer bündelt der ZVEI Unterhaltungselektronik und die immer intelligenter werdenden Hausgeräte.
Wie viele Elektrogeräte in den 41,5 Millionen deutschen Haushalten stehen, weiß niemand genau. Das Statistische Bundesamt erfasst lediglich die Ausstattungsraten mit einzelnen Gütern. So verfügten Anfang 2020 mehr als 90 Prozent der Haushalte in Deutschland über mindestens einen Fernseher und jeder fünfte Haushalt über einen Kaffeevollautomaten. Sicher ist allerdings: Infolge der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Rückzugs ins Private wuchs der Markt für Elektrogeräte zweistellig, in einzelnen Produktgruppen wie Gefriergeräten sogar um 40 Prozent. Der im ZVEI neu gegründete Leitmarkt Consumer umfasst all diese Geräte von der Unterhaltungselektronik bis zu den Hausgeräten.
„Die Geräte der Unterhaltungselektronik bieten Zugang zu Informationen immer häufiger nichtlinear, mit Streaming-Diensten und klassischen Fernsehsendern, mit Podcasts und Videoportalen“, sagt Carine Chardon, verantwortlich für den Fachverband Consumer Electronics. In Deutschland wurden vergangenes Jahr rund 7,4 Millionen Fernseher verkauft, was einen Zuwachs von mehr als elf Prozent bedeutet. „Die meisten davon verfügen über eine Ultra-HD-Auflösung und sind Smart-TVs. Das zeigt, dass die Konsumenten die technischen Neuerungen und die Innovationsfreude der Branche annehmen.“ Deutschland ist ein starker Markt für die Unterhaltungselektronik, die inzwischen vor allem in Asien produziert wird. „Die Konsumenten haben Spaß an den Produkten, vor allem in der gegenwärtigen Krise bieten diese ein Fenster zur Welt“, sagt Carine Chardon, die einen wichtigen Aspekt herausstellt: Damit Inhalte beim Konsumenten ankommen, bedarf es des aktiven Zusammenspiels von Produzenten wie TV-Sendern und Streaming-Anbietern, Content-Transport durch Infrastruktur- und Netzbetreiber und der Bilddarstellung durch die Geräte. „Standardisierung und Verständigung der Marktpartner spielen hier eine wichtige Rolle. Dafür ist der ZVEI im ständigen Gespräch mit sämtlichen Akteuren in der Wertschöpfungskette.“
63 Millionen Haushalte
werden in Europa einer Studie des Bundeswirtschaftsministeriums zufolge
im Jahr 2023 Smart-Living-Anwendungen nutzen.
Der Hausgerätezweig setzt auf einen starken Mittelstand und einige größere Konzerne, die auch im Inland produzieren. So fertigen in Deutschland zwölf große Fabriken weiße Ware und viele weitere Hersteller hochqualitative Kleingeräte. Ein Beispiel: Mehr als vier Millionen Staubsauger werden jährlich in inländischen Werken produziert. Der Gesamtmarkt für die Haushaltsgeräte summiert sich auf knapp zehn Milliarden Euro, erläutert Werner Scholz, der diesen Bereich für den ZVEI verantwortet. Auch hier haben Corona und die dadurch bedingten Verlagerungen von Konsumausgaben einen großen Anteil am Wachstum im vergangenen Jahr. Selbst wenn es sich um einen Einmaleffekt handelt: Die gute Baukonjunktur führt auch weiterhin zu vielen Neukäufen, zum Beispiel bei Küchengeräten.
Gemeinsam ist beiden Teilbereichen, dass viele große politische Entscheidungen in Brüssel und nicht in Berlin fallen – denn Produktpolitik ist EU-Politik. Für die Hersteller ist das vorteilhaft, weil sie nicht in jedem Land andere Vorschriften befolgen müssen. Der ZVEI-Leitmarkt Consumer bringt sich in diese Diskussionen ein, ob nun die Energieeffizienz der Geräte, das Verbraucherrecht oder die Altgeräteentsorgung verhandelt werden. Denn die Bundesregierung nimmt viel Einfluss auf die Brüsseler Regulierungsvorhaben. In Zukunft wird es auch hier um eine flächendeckende Breitband- und 5G-Versorgung gehen – denn nur so lässt sich die Vision des „Smart Living“ auch in die Wirklichkeit übersetzen.
Nutzen Sie beim Backen lieber ein Automatikprogramm oder möchten Sie die volle Kontrolle behalten? Möchten Sie Ihren Fernseher über Ihr Smartphone steuern oder lieber über eine klassische Fernbedienung? Die Digitalisierung eröffnet den Konsumenten zahlreiche Wahlmöglichkeiten und macht so technischen Fortschritt erlebbar. Dabei gibt es eine ganze Reihe von Herausforderungen – denken wir an die nachhaltige Produktion in einer möglichst umfassenden Kreislaufwirtschaft, an regulatorische Anforderungen wie Produktsicherheit und Datenschutz. Für den ZVEI-Leitmarkt Consumer setzen wir uns – trotz zunehmender Regulierungsintensität – für größtmögliche Entwicklungsspielräume ein. Dazu stehen wir im engen Dialog insbesondere mit EU-, Bundes- und Länderbehörden, Nichtregierungsorganisationen, Verbraucherschutzvertretern, dem Handel und Rundfunkanbietern. Unser Themenspektrum reicht von Umweltpolitik und Nachhaltigkeit bis hin zu Medienpolitik und Cybersicherheit.