Presse

04.11.2025

Verbändeappell: Zugang zu Stromnetzen sichern – Zukunft ermöglichen

  • 13 Verbände fordern zügigen Ausbau der Netzanschlüsse für Wettbewerbsfähigkeit und Energiewende 
  • Bundesregierung ist gefordert, die Ergebnisse des Netzgipfels aus 2024 jetzt umzusetzen 

Ein diverses Bündnis aus Verbänden appelliert an Politik und Netzbetreiber, den Zugang zu leistungsfähigen Stromnetzen deutlich zu verbessern. In einem gemeinsamen Aufruf fordern BEE, bne, BSW, BVES, BWE, DENEFF, DGRV, Die Familienunternehmer, HDE, VEA, vzbv, ZIA und ZVEI den schnellen und effizienten Ausbau von Netzanschlüssen, um die Elektrifizierung der Industrie, die Digitalisierung und die Energiewende in allen Sektoren voranzutreiben. „Jeder nicht realisierte Netzanschluss ist ein verlorener Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands“, so die Verbände. Private Haushalte, Unternehmen, kommunale Einrichtungen und Rechenzentren sind auf stabile Stromnetze angewiesen. Auch Erneuerbare-Energien-Anlagen und Speicher benötigen verlässliche Anschlüsse, um Strom einspeisen und entnehmen zu können.  

Sarah Bäumchen, ZVEI-Geschäftsführerin, fasst die Gemengelage wie folgt zusammen: "Das Stromnetz ist das Rückgrat der Energiewende. Nur wenn die Infrastruktur leistungsfähig, digital und zukunftsfest ist, kann die Transformation gelingen. Wir haben deshalb kein 'Henne-Ei-Problem' – die Infrastruktur muss vorlegen. Der Ausbau und die Digitalisierung der Netze sind die Grundlage, um eine effiziente, flexible Stromversorgung und verlässliche Netzanschlüsse zu gewährleisten. Jeder Anschluss, der nicht realisiert wird, behindert Investitionen in Wettbewerbsfähigkeit, bremst den Fortschritt der Energiewende und gefährdet die Akzeptanz in der Bevölkerung." 

Die Verbände fordern den Ausbau von Netzanschlusskapazitäten, transparente und digitale Prozesse für Anschlussanfragen sowie ein Reservierungsverfahren mit verbindlichen Fristen für die Erbringung von Meilensteinen. "Die Digitalisierungsoffensive der Netzbetreiber ist längst überfällig. Es braucht endlich echte Netztransparenz – nur so können faire, flexible Netzanschlussverträge entstehen, die Erneuerbare und Speicher schnell ans Netz bringen", sagt Robert Busch, Geschäftsführer des bne.  

Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der DENEFF, unterstreicht: "Energieeffizienz entlastet die Netze und senkt damit System- und Energiekosten. Gleichzeitig sind zügige Netzanschlüsse zentral für die effiziente Dekarbonisierung von Industrie- und Gebäudesektor. Das muss konsequent zusammengedacht werden."

Auch die Immobilienwirtschaft sieht dringenden Handlungsbedarf. Joachim Lohse, Geschäftsführer ZIA, erklärt: "Zentral ist aus Sicht der Immobilienwirtschaft, dass die Anschlussnehmer bundesweit einheitliche Formate, inhaltliche Anforderungen und Kommunikationswege vorfinden. Dies ermöglicht Geschwindigkeits- und Kostenvorteile durch die Standardisierung von Routineabläufen."

Die Politik ist gefordert, klare Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehören die Verankerung der Energiewendekompetenz in der Anreizregulierung, die Entbürokratisierung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren sowie die fristgerechte Bereitstellung von Anschlüssen durch Netzbetreiber.  

Christian Otto, Geschäftsführer VEA, warnt: "Unsere Mitglieder aus dem energieintensiven Mittelstand haben die sehr große Herausforderung, ihre Wärmeprozesse zu dekarbonisieren. Das bedeutet immer auch einen deutlich erhöhten Strombedarf. Ohne einen gesicherten Zugang zu einer notwendigen Erweiterung der Anschlussleistung sind diese Projekte nicht umsetzbar. Die aktuelle Situation lässt unsere Mitglieder verzweifeln. Der Glaube an die Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland schwindet zunehmend." 

Auch Verbraucherinnen und Verbraucher wollen aktiv an der Energiewende teilhaben. Ramona Pop, Vorständin des vzbv fordert: "Verbraucherinnen und Verbraucher wollen aktiv an der Energiewende teilhaben. Damit für sie der Anschluss von Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen, E-Ladesäulen und Stromspeicher gelingt, müssen Netzanschlussprozesse zügig digitalisiert und standardisiert werden." 

Dr. Andreas Wieg, Leiter der Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften beim DGRV, betont: "Das beeindruckende Engagement der Bürgerinnen und Bürger in den 1.000 Energiegenossenschaften zeigt, wie stark der Wille zur lokalen Energiewende ist. Dieses Engagement darf nicht durch fehlende Netzanschlüsse, einen stockenden Netzausbau oder veraltete Infrastruktur ausgebremst werden – moderne, leistungsfähige Netze sind die Voraussetzung dafür, dass die Energiewende vor Ort gelingt." 

Nicht zuletzt steht auch der Einzelhandel unter Druck. Stefan Genth, HDE-Hauptgeschäftsführer, warnt: "Der Einzelhandel wird die geforderten Ausbauziele für Ladeinfrastruktur und PV-Anlagen nicht erfüllen können, wenn die notwendigen Netzkapazitäten und Netzanschlüsse fehlen. Damit drohen den Handelsunternehmen Bußgelder für eine unverschuldete Situation." 

Um die Ergebnisse des Netzanschlussgipfels aus dem letzten Jahr wirksam umzusetzen, wird die aktuelle Bundesregierung aufgefordert, alle relevanten Akteure erneut an einen Tisch zu bringen und die vereinbarten Maßnahmen konsequent voranzutreiben. Die unterzeichnenden Verbände stehen geschlossen hinter diesem Appell. Alle sind bereit zu investieren, zu bauen und zu transformieren – doch ohne Zugang zu einer modernen Netzinfrastruktur bleiben viele Projekte unrealisiert. 

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