13.11.2025
Damit die elektronische Patientenakte (ePA) endlich in der Breite ankommt, fordert der ZVEI eine bundesweite Aufklärungskampagne der gesetzlichen Krankenkassen. 70 Millionen Menschen in Deutschland haben nach dem Start der „ePA für alle“ eine Akte, Ärztinnen und Ärzte müssen sie seit 1. Oktober einsetzen. Doch bisher wurden laut gematik erst vier Millionen digitale Gesundheits-IDs vergeben, mit denen gesetzlich Krankenversicherte direkt auf ihre ePA zugreifen können. Das bedeutet, dass weniger als sechs Prozent der Menschen ihre ePA bisher aktiv nutzen.
„Die ePA ist der Schlüssel zu einer besseren, vernetzten Versorgung. Aber sie wirkt schlecht, wenn sie zwar digital existiert, in der Praxis aber nur wenige Patientinnen und Patienten selbst aktiv darauf zugreifen“, sagt Hans-Peter Bursig, ZVEI-Bereichsleiter Gesundheit. „Es reicht nicht, komplizierte Informationsschreiben zu verschicken. Die Menschen müssen verstehen, welchen Nutzen sie persönlich von ihrer Akte haben und wie sie einfach selbst Zugang zu ihrer Akte bekommen. Auf einer Seite muss in drei Schritten einfach erklärt sein: Das ist der Weg in meine ePA und das sind meine Vorteile.“
Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer kritisieren schon lange, dass die bisherigen Informationen der Krankenkassen zu unverständlich sind. „Das Nutzenerlebnis muss direkt erkennbar und spürbar sein“, so Bursig. „Nur dann werden die Apps der Krankenkassen auch genutzt und die Digitalisierung im Gesundheitssystem wird ein Erfolg für die Menschen in Deutschland.“
Unter den Beschäftigten im Gesundheitswesen sind laut einer repräsentativen ZVEI-Umfrage aus dem Frühjahr 2025 rund zwei Drittel davon überzeugt, dass die stärkere Vernetzung von Geräten und IT-Systemen die Versorgung verbessert. Gleichzeitig bewertet die Mehrheit (63 %) den aktuellen Stand der digitalen Infrastruktur als „ausreichend“ oder „mangelhaft“. Dass der Wille zur Digitalisierung bei den Patientinnen und Patienten vorhanden ist, legten 2023 bereits Zahlen der GfK im Auftrag des ZVEI nahe. Damals bewerteten rund drei Viertel der Befragten (71 %) die ePA positiv, nur 17 Prozent sahen keine Vorteile darin.
Damit die ePA ihr Potenzial als zentraler Baustein einer modernen, vernetzten Gesundheitsinfrastruktur entfalten kann, drängt der ZVEI parallel auf eine industriepolitische Strategie, die die Medizintechnik als Leitbranche anerkennt. Bursig: „Mittels Digitalisierung können wir das Gesundheitssystem technologisch so effizient machen, dass das medizinische Personal entlastet wird und sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: die individuelle Versorgung der Menschen.“