News

18.07.2025

Vehicle-to-Grid: Die ungenutzte Power der E-Autos

Elektroautos können mehr als emissionsfrei fahren. Sie können Strom etwa aus PV-Anlagen zwischenspeichern und bedarfsgerecht ins Netz einspeisen. Das spart Kosten, trägt zur Netzstabilität bei und bringt so die Energiewende voran. Doch regulatorische Hürden und fehlende Interoperabilität bremsen das bidirektionale Laden aus. Hier muss die Politik dringend nachbessern, fordert der ZVEI.

Vehicle-to-Grid (V2G) beschleunigt die Energiewende: Elektroautos werden zu mobilen Speichern für Strom, dadurch stabilisieren sie das Stromnetz in Zeiten geringen Strombezugs und federn Lastspitzen ab. Studien zeigen: Allein in Deutschland lassen sich so bis 2030 bis zu 114 TWh Flexibilitätspotenzial heben. Das entspricht rund vier Prozent des europäischen Stromverbrauchs. Bis 2040 könnten E-Fahrzeuge bis zu neun Prozent des Strombedarfs decken. Smart Charging könnte die Netzbelastung um bis zu sechs Prozent senken.

In der Praxis ist der Weg dorthin jedoch noch weit: Bisher gelten E-Autos energierechtlich nicht als stationäre Speicher, mit Nachteilen bei Netzentgelten, Stromsteuer und EEG-Vergütung. Die Rückspeisung ist aufwändig und kostspielig, da separate Zähler und eigene Netznutzungsverträge nötig sind.

Technische Standards als Schlüssel

Die Normung für das bidirektionale Laden mit Wechselstrom (AC-Bidi) ist weit fortgeschritten und soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Für das bidirektionale Laden mit Gleichstrom (DC-Bidi) gibt es dagegen noch keine konkreten Projektpläne.

Ein Schlüsselelement für V2G ist Interoperabilität. Das bedeutet, dass jede Ladeeinrichtung mit jedem Fahrzeug laden bzw. rückspeisen kann. Mit ISO 15118-20 existiert bereits ein zentraler Kommunikationsstandard für den Austausch zwischen Elektrofahrzeugen und Ladeinfrastruktur, ab 2027 ist er für neue Ladestationen verpflichtend. Allerdings ist er allein nicht ausreichend. Für echte Durchgängigkeit – vom Fahrzeug über die Ladeinfrastruktur bis ins Netz – braucht es mehr ergänzende harmonisierte IEC-Normen. Für Sicherheit, Netzanschluss und Energieflusssteuerung sowie die Umsetzung des EEBus-Protokolls für die Kommunikation energienaher Anlagen in der Liegenschaft über die sichere Smart-Meter-Gateway-Struktur. Diese ermöglicht die intelligente und bedarfsgerechte Steuerung von Ladevorgängen im Sinne der Netzstabilität.

Die EU-Expertengruppe Data4Energy sowie das Projekt BDL-next arbeiten an Lösungen zur Standardisierung und Steuerung von V2G, um eine zukunftssichere und netzdienliche Integration zu fördern. Hier beteiligt sich der ZVEI.

Anreize schaffen, Komplexität senken

Eine flächendeckende Nutzung von V2G kann laut Studien von Fraunhofer-Instituten jährlich mehr als 22 Milliarden Euro einsparen. Dafür sollten E-Autos als bidirektionale Ladeeinrichtungen als Speicher anerkannt und ihren stationären Pendants steuerlich gleichgestellt werden. Auch muss der flächendeckende Rollout intelligenter Messsysteme weiter zügig vorangehen.

Ein breiter Einsatz von V2G trägt zur Netzstabilität bei und fördert die Integration erneuerbarer Energien. Um dieses Potenzial vollständig zu heben, müssen Autobauer deutlich mehr ihrer Fahrzeugmodelle mit bidirektionaler Ladefähigkeit ausstatten als bisher. Gleichzeitig sind gezielte Anreize notwendig, damit möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher mitmachen. Voraussetzung dafür ist eine transparente und verständliche Gestaltung der V2G-Prozesse. Auch die Reduktion regulatorischer und technischer Komplexität ist dabei zentral. Die Politik muss jetzt handeln und klare, verlässliche Rahmenbedingungen schaffen für E-Autos als Stromspeicher auf Rädern.

Energie

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Weiterführend
Meistbesuchte Seiten

Publikationen

Mehr

Industrie

Mehr

Mobilität

Mehr

Energie

Mehr

Gesundheit

Mehr
 
eSummit 2025 - Best of

eSummit 2025 – Gipfeltreffen der Elektro- und Digitalindustrie

Zum Video

 
eSummit 2025 - Unsere Highlights von Tag 2

eSummit 2025 – Gipfeltreffen der Elektro- und Digitalindustrie

Zum Video

 
eSummit 2025 - Unsere Highlights von Tag 1

eSummit 2025 – Gipfeltreffen der Elektro- und Digitalindustrie

Zum Video