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21.04.2020

Markterkundungsreise Äthiopien 08/2019-Marktchancen für ZVEI-Mitgliedsfirmen

In Kooperation mit der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) und dem Global Business Network der deutschen Bundesregierung hat der ZVEI im Rahmen einer Factfinding-Mission in Äthiopien zahlreiche Gespräche mit Wirtschaftsakteuren geführt. Eine Auswertung dieser Gespräche, ergänzt durch ein aufwändige Datenrecherche, beschreibt Opportunitäten, Risiken und Themenfeldern des für die deutsche Elektroindustrie interessanten Marktes. Die so entstandene Informationsbasis ermöglicht es deutschen Unternehmen der Elektro- und Elektronikbranche mit geringem Aufwand ihre individuellen Marktchancen zu erkunden und strategisch interessante Ansatzpunkte für ein unternehmerisches Engagement zu identifizieren. Den Gesamtbericht der Factfinding-Mission finden Sie neben der Zusammenfassung als PDF-Datei zum Download.

Die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien liegt am Horn von Afrika. In ihrem 1,1 Millionen Quadratkilometer großen Staatsgebiet leben aktuell ca. 112 Millionen Menschen (2020). Arbeitssprache ist sowohl amharisch als auch Englisch. Die Hauptstadt Addis Abeba ist sowohl Sitz der Afrikanischen Union (AU) als auch der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika (UN/ECA oder ECA). Die Nation mit ihrem gemäßigten Hochlandklima exportiert vor Allem Kaffee, Gold, Hülsenfrüchte sowie Textilien und Bekleidung.


Das Land gehört zu den an den schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt. Im Schnitt wurde in den letzten 14 Jahren ein BIP- Wachstum von jährlich 11% Prozent gemessen. Die Wirtschafts- und Marktfaktoren in Äthiopien können sich sehen lassen. Es werden umfangreiche nationale und internationale Förderprogramme für priorisierte Sektoren und exportorientierte Investitionen angeboten. Besonders im Fokus steht dabei die Entwicklung moderner Industrieparks. Das stabile und günstige makroökonomische Umfeld verbindet sich mit der strategisch guten Lage Äthiopiens in Ostafrika und der Nähe zum mittleren Osten, Europa und Asien.

Industrieparks

Die äthiopische Regierung fördert intensiv die Entwicklung von Industrieparks. Diese liegen entlang von wichtigen Wirtschaftskorridoren und sind in den meisten Fällen durch elektrisch betriebene Eisenbahnlinien und Straßen mit dem Hafen in Dschibuti verbunden.

 Die Vorteile der Industrieparks liegen auf der Hand. So wird die Effizienz durch die Entwicklung von branchenspezifischen Industrieparks erheblich verbessert. Sie unterliegen des Weiteren staatlicher Förderung zur Steigerung der Exportleistung und Wettbewerbsleistung, wobei sie u.a. auch gute Arbeitsbedingungen und soziale Standards gewährleisten. Mit dem Einsatz erneuerbarer Energien können Umweltstandards verbessert und mit Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitnehmer die Produktivität der Unternehmen gesteigert werden.


Äthiopien ist mit sehr ergiebigen erneuerbaren Energiequellen ausgestattet. Dazu gehören vor Allem die Wasserkraft, aber auch Wind, Geothermie, Sonne und Biomasse. Nur ein kleiner Teil des Potenzials wird heute genutzt. Aufgrund des schnellen Wirtschaftswachstums steigt der Energiebedarf enorm an. Heute haben erst 27 % der Bevölkerung Zugang zum Stromnetz. Dieser Anteil steigt durch den Ausbau des nationalen Netzes einerseits und die zunehmende Anzahl von stand-alone-Systemen und Mininetzen andererseits.


Äthiopien beabsichtigt Strom zu den wichtigsten Exportgütern des Landes zu entwickeln. Bereits jetzt verkauft Äthiopien einen geringen Anteil seiner Stromproduktion an seine Nachbarn Sudan, Kenia und Dschibuti. Außerdem wurden Verträge für den Stromexport mit dem Süd-Sudan, Tansania und Ruanda sowie eine Absichtserklärung mit dem Gulf Cooperation Council (GCC) für eine unterseeische Stromleitung zur Arabischen Halbinsel unterzeichnet.

Stärken und Schwächen des äthiopischen Marktes

Positiv hervorzuheben gilt es, dass die äthiopische Regierung ein gut zugänglicher Partner für ausländische Investoren aus der Elektroindustrie ist. Sie bietet entsprechenden Interessenten in den Sonderwirtschaftszonen großzügige Anreizpakete und verfügt über eine zuverlässige Erfolgsbilanz bei der Infrastrukturentwicklung.  Dabei ist sich die Regierung der zunehmenden Abhängigkeit von chinesischen Investoren bewusst und sucht für den äthiopischen Markt ein Gleichgewicht zwischen asiatischen und europäischen Unternehmen. Weiter haben viele Politiker und höhere Beamte in Deutschland studiert und sind daher oft „deutsch-affin“. Auch das in westlichen Gesellschaften erfahrene Demokratieverständnis dieser eher jungen Politiker führt mittelfristig zu einer Abkehr von der Planwirtschaft.

Nachteilig ist, dass die äthiopische Wirtschaft nach wie vor sehr staatlich geprägt ist. Jedoch lässt sich eine Abkehr erkennen und eine Öffnung für den Privatsektor feststellen. Auch handwerkliche Kompetenzen sind auf dem Arbeitsmarkt i.d.R. schwer zu finden. Potentielle Arbeitskräfte benötigen daher häufig noch eine Einarbeitungsphase, bevor sie voll in den Betrieb integriert werden können. Hochschulabgänger sind in der Regel sehr theoretisch ausgebildet und müssen noch an die Praxis herangeführt werden. Weiter sind Service und Reparatur in Äthiopien eine große Herausforderung, da es kaum qualifizierte Dienstleister im Infrastruktur- und Consumersektor gibt.

Chancen für deutsche Firmen der Elektrobranche

Für deutsche Unternehmen bieten sich in Äthiopien eine Reihe von Möglichkeiten für unternehmerische Aktivitäten. In den kommenden Jahren wird z.B. intensiv der Bau und Ausbau von Hochspannungsleitungen betrieben.  Die EIC (Ethiopien Investment Comission) sieht dabei z.B. beim Bau von Sub-Stations ein großes Potential für deutsche KMU. Im Rahmen des National Electrification Programms wurde beschlossen, dass bis 2023 eine 100%ige Stromversorgung des Landes erreicht sein soll, wobei 35% der Bevölkerung durch dezentrale Offgrid-Systeme mit Strom versorgt werden sollen. Auch hier bieten sich Möglichkeiten.

Weiter schreibt die äthiopische Regierung aktuell mehrere 125 kW-Projekte als Solar Farms aus. Diese finden sich auf der Website der Ethiopian Electric Power (EEP).
Wartung, Ersatzteilbeschaffung, Reparaturen und after-sales-Service werden von lokalen Anwendern bei praktisch allen Investitionsgütern sträflich vernachlässigt, müssen also von internationalen Anbietern vorgeplant werden. Das diesbezügliche Image deutscher Unternehmen ist in Äthiopien besonders ausgeprägt, wodurch sich entsprechende Geschäftsfelder anbieten.


Den vollständigen Bericht zur Markterkundungsreise Äthiopien finden Sie auf dieser Seite zum Download.

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