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Europa & International
29.11.2021
Am 1. Januar 2022 beginnt die britische Zollverwaltung mit physischen Kontrollen an den Grenzen. Erst damit ist der Brexit zolltechnisch in vollem Umfang umgesetzt. Lediglich sanitäre und phytosanitäre (SPS) Kontrollen für Lebensmittel sind noch weiter ins Jahr 2022 hinein verschoben.
Wie die üblicherweise gut unterrichtete Zeitschrift The Loadstar berichtet, sind jedoch aus dem Jahr 2021 schon große Mengen an unerledigten Zollverfahren aufgelaufen. Dies rührt daher, dass man bislang ungehindert nach Großbritannien einfahren konnte und erst bis zu 6 Monate später seine Importanmeldung abgeben musste. So wird berichtet, dass in der ersten Jahreshälfte nur wenige, gut organisierte Importeure der Verpflichtung zur Nachmeldung ihrer Einfuhren nachgekommen sind.
Vor allem nicht-britische Unternehmen haben wohl bislang oft gar keine Unterlagen bei der britischen Zollverwaltung eingereicht. Dies müsste eigentlich jetzt nachgeholt werden. Es ist allerdings nicht sicher, ob das immer noch im Einsatz befindliche, relativ alte Zollabwicklungssystem CHIEF die vielen Nachmeldungen aus dem Jahr 2021 und die aktuellen Meldungen ab Januar 2022 gleichzeitig bewältigen kann.
Die britische Zollverwaltung befürchtet allerdings weniger einen Zusammenbruch ihrer IT-Systeme sondern vielmehr, dass das eigentliche Nadelöhr die Customs Broker sind. Einen Customs Broker müssen alle Importeure nutzen, die nicht selbst als Firma von der britischen Zollverwaltung als Anmelder autorisiert sind. Laut der britischen Zollverwaltung haben sich nur 34 Zollbroker für die Abwicklung von Nachmeldungen gegenüber dem Zoll gemeldet. Aber auch diese Customs Broker zeigen derzeit nur wenig Interesse, als indirekte Vertreter für importierende Firmen aufzutreten, da sie mit in die Haftung für eventuelle nicht bezahlte Importabgaben eintreten müssen.
Aktuell wirkt sich die nicht vorhandene Grenzabfertigung jedoch noch sehr positiv auf den Handelsfluss aus. In den ersten drei Quartalen 2021 stiegen die deutschen Elektroexporte nach Großbritannien mit einem Plus von 16,1 Prozent sogar noch stärker an als die Exporte in die verbliebenen EU-Staaten (+14,8 Prozent). Es wird deshalb interessant zu beobachten, wie der Beginn echter Grenzkontrollen und die damit einhergehende erhebliche Bürokratie sowie die daraus resultierenden Zeitverluste auf den bislang noch brummenden Absatz deutscher Elektroprodukte in Großbritannien durchschlägt.