Schwerpunktbeitrag

Dr. Bernd Montag, Siemens Healthineers

16.04.2019

KI für eine bessere medizinische Versorgung

Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Medizin keine abstrakte Zukunftstechnologie, sondern verbessert an vielen Stellen schon heute ganz konkret die medizinische Versorgung und erhöht die Patientensicherheit. Die Einführung von medizinischen KI-Anwendungen lässt sich am besten als ein mehrstufiger Prozess vorstellen, bei dem die Anwendungen zunehmend komplexer werden und mehr Datenquellen integrieren.

Auf der ersten Stufe geht es um Automatisierung und Quantifizierung. Medizintechnische Geräte wie CT-Scanner oder Laboranalysesysteme können schon heute durch einen intelligenten Einsatz selbstlernender Algorithmen schneller und fehlerärmer werden. Speziell bei CT-Geräten lässt sich durch eine KI-gestützte Positionierung auch die Strahlenbelastung verringern. Im Bereich Therapiesteuerung werden komplexe, minimalinvasive Interventionsszenarien möglich, bei denen Live-Bildgebung und präinterventioneller 3D-Datensatz mit einer Präzision überlagert werden, die ohne hinterlegte Algorithmen nicht erreichbar wäre.

Neue Geschäftsmodelle

Im nächsten Schritt ist KI dann nicht mehr „nur“ technische Prozessunterstützung, sondern wird zu einem Teil des ärztlichen Befundungsprozesses. Bisher reden wir hier noch von Einzelanwendungen. Künftig könnten Ärzte auf KI-Plattformen – beispielsweise in der Radiologie – für ihre jeweiligen Bedürfnisse relevante KI-Tools auswählen und diese individuell in ihre IT-Arbeitsplätze integrieren. Denkbar und wünschenswert ist auch der umgekehrte Weg, bei dem Anwender Datensätze für das Training von Algorithmen zur Verfügung stellen. Hier werden interessante Geschäftsmodelle denkbar, die deutlich von jenen abweichen, die in der Medizintechnikbranche bisher üblich sind.

Schlüsseltechnologie

Die langfristige Vision ist eine prädiktive Analytik, die es in fortgeschrittenen Ausbaustufen zum Beispiel erlauben wird, Krankheitsverläufe und medizinische Behandlungen konkret auf Basis des einzelnen Patienten „in silico“ zu simulieren. Mit Hilfe solcher „Digital Twins“ können künftig präventive und therapeutische Konzepte umgesetzt werden, die heute noch undenkbar sind. Diese Vision leitet uns bei Siemens Healthineers auf dem Weg zu einer besseren Gesundheitsversorgung, die Patienten stärker einbezieht und die Medizin menschlicher, personalisierter und viel präziser macht.

 

Dr. Bernd Montag
CEO Siemens Healthineers