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Azar Mottale, Bereichsleiterin Mobilität

15.02.2024

Drei Fragen an Azar Mottale

Azar Mottale ist Leiterin des Bereichs Mobilität, der mit seinen drei Fachverbänden Automotive, Elektrobahnen und -fahrzeuge und Batterien thematisch eine große Bandbreite der aktuellen Herausforderungen im Mobilitätssektor abdeckt.

Die Megatrends der Mobilität wie beispielsweise Automatisiertes Fahren, Elektrifizierung, setzen Digitalisierung, umfangreiche Software, hohe Rechenleistungen, Aktualisierungsfähigkeiten und permanente Online-Verbindungen voraus. Elektromobilität soll die vorherrschende Mobilitätsform werden, Batteriespeicher werden wohl im zukünftigen Energiesystem unerlässlich sein. Dies alles zeigt, die Mobilitätsbranche steckt aktuell im größten Transformationsprozess. Gemeinsam werfen wir einen Blick auf die Herausforderungen auf dem Weg zur Mobilität 4.0, die nachhaltiger, sicherer und effizienter sein soll. 

Was ist Software-Defined-Vehicle ?

Die Software wird eines der wichtigsten Säulen der Fahrzeugarchitektur, sodass moderne Fahrzeuge auf eine enorme Rechenleistung zugreifen können, die die Basis u. a. für hochautomatisiertes und autonomes Fahren bilden. Durch die Bedeutungszunahme von Software entwickeln sich Fahrzeuge und damit auch der Markt für Fahrzeugelektronik weiter. Diese Entwicklungen sind mit klassischen E/E-Architekturen nur bedingt realisier- und beherrschbar. Statt mehrerer Steuersysteme wird es zukünftig einen oder wenige Zentralcomputer geben, die alles steuern werden. 

Dieser technologische Wandel setzt dabei Veränderungen in den Entwicklungsprozessen und Arbeitsweisen sowie Geschäftsmodelle und -beziehungen in der gesamten Automobilindustrie in Gang. Mit der Bedeutungszunahme der Software wird auch der Trend zur Standardisierung zunehmen. Hinzu kommen Veränderungen auf der Entwicklungs- und Prozessebene, die transformiert werden. Bei der Fahrzeugentwicklung können beispielsweise neue Entwicklergemeinschaften sowie neue Stakeholder entstehen. Für diese wachsende technologische Komplexität müssen neue Prozesse etabliert werden. Diese Veränderungen stellen neue Anforderungen an die Datensicherheit, Updatefähigkeit und Cyber-Security des Fahrzeugs. Es führt aber auch zu einem Zuwachs an Funktionen, zum Beispiel zur Reichweitenoptimierung bei E-Fahrzeugen oder zur Umfelderkennung für Fahrerassistenzsysteme. Weil das Software-Defined-Vehicle grundsätzlich auch mit anderen Fahrzeugen und der Infrastruktur vernetzt ist, kann es zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen. 
Und auch neue Business-Modelle und Anwendungsfälle werden möglich. Die zunehmende Automatisierung verändert das Fahrerlebnis, und Fortschritte bei Infotainmentsystemen eröffnen Fahrern und Mitfahrern neue Möglichkeiten, mit Fahrzeugen zu interagieren. Ebenso verlangen Konsumenten zunehmend nach vernetzten und personalisierbaren Produkten im Fahrzeug.
 

Wie kann der Hochlauf der Elektromobilität erfolgreich umgesetzt werden?

Bis 2030 sollen eine Million Ladepunkte in Deutschland zur Verfügung stehen. Damit die Elektrifizierung des Verkehrsbereichs nachhaltig umgesetzt werden kann, muss der Ausbau der Ladeinfrastruktur stärker mit den Anforderungen der Energiewende sowie dem Aus- und Umbau des Stromsystems abgestimmt werden. Der Aufbau dieser Ladeinfrastruktur ist mit besonderen Anforderungen an Flächen, Gebäude, Stromnetz und die Lade- sowie Kommunikationstechnik verbunden. Diese sollten systemisch zusammengedacht und integrativ geplant werden. 

Im Bereich der Ladeinfrastruktur existieren viele Schnittstellen und Wechselwirkungen mit den Bereichen Gebäude, Stromnetz und Kommunikationstechnik. Das Thema Planung von Energie, Gebäude und Verkehr birgt große CO2-Reduktionspotentiale und diese sollten durch eine integrative Betrachtung genutzt werden. Hier zeigt sich, dass das Gelingen der Energiewende und der Anspruch der Klimaneutralität kein einzelnes Projekt eines einzelnen Sektors ist. Beispielsweise können, um die Grundlast und schwankenden Strombedarf abzudecken, Elektrofahrzeuge als wichtige Speicherlösungen fungieren, sodass Speicher- und Pufferkapazitäten von Elektroautos in einem zukünftigen Stromnetz eine immer wichtigere Bedeutung erlangen werden und damit einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der Energiewende leisten können. 

Warum wird die Batterietechnologie hier immer wichtiger? 

Batterien sind inzwischen eine Schlüsseltechnologie und für das Gelingen der Energiewende und der Elektromobilität unerlässlich. Ein wichtiges Element dafür ist der Batteriepass, der ab 2027 verpflichtend wird. Der ZVEI hat sich aktiv am nationalen Batteriepassprojekt beteiligt und an der Erarbeitung von möglichen Standards und Datenpunkten mitgearbeitet. Basis hierfür, aber auch für andere Anforderungen an die Batterie der Zukunft, ist die Batterieverordnung. Für den ZVEI ist deren praktikable Umsetzung ein sehr wichtiges Anliegen, dass uns noch eine ganze Zeit lang beschäftigen wird. 

Bedingt durch die Herstellung und Anwendung sind Batterien eine sogenannte Net-Zero-Technologie, die aktiv gefördert werden sollte. Positive Ansätze wie die Förderung von neuen Batteriefabriken werden jedoch teilweise konterkariert, wenn hohe Energiekosten sowie Genehmigungsauflagen den Standort Deutschland unattraktiv machen oder von der Bundesregierung Kürzungen in der Batterieforschung beschlossen werden. 
 

Azar Mottale
Bereichsleiterin Mobilität