ZVEI aktuell

12.04.2022

Drei Fragen an Sarah Bäumchen

Seit dem 1. März ist Sarah Bäumchen als Mitglied der ZVEI-Geschäftsleitung tätig. Sie leitet das Berliner Büro des ZVEI und übernimmt unter anderem maßgeblich Verantwortung für die politische Kommunikation des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie. Zuvor steuerte die Public-Affairs-Expertin in der FDP-Bundeszentrale die interne und externe Kommunikation der Partei und arbeitete in der Bundestagsfraktion als Bereichsleiterin für den Arbeitskreis Wirtschaft. Erfahrungen in der Verbandsarbeit sammelte Sarah Bäumchen bei der Wirtschaftsvereinigung Metalle, wo sie zuletzt den Bereich Kommunikation und Politik leitete.

Frau Bäumchen, seit etwas mehr als einem Monat sind Sie nun beim ZVEI. Wie erleben Sie die politische Kommunikation des Verbands bisher? 

Die politische Kommunikation ist derzeit sehr stark geprägt von dem schrecklichen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Wichtig war für mich, dass der ZVEI unmittelbar deutlich gemacht hat, dass wir die Kriegshandlungen Russlands auf das Schärfste verurteilen und die entschlossene Reaktion der EU in vollem Umfang unterstützen. Diese klare Haltung spiegelt sich im Vorgehen unserer Mitgliedsunternehmen, die sich auf beeindruckende und vielfältige Weise solidarisch mit der Ukraine zeigen.

Eine wichtige Aufgabe von mir ist derzeit, die durch den Krieg ausgelöste ‚Zeitenwende‘ ein Stück weit mitzugestalten. Dabei geht es darum, Lösungsvorschläge aus unserer Industrie in die Politik hineinzutragen und zugleich in den Ministerien und Fraktionen die Sorgen der Mitgliedsunternehmen zu adressieren. Mich beeindruckt, wie konstruktiv sich der Austausch zwischen Politik und Industrie aktuell gestaltet und wie wir auch im ad-hoc Modus gute Lösungen finden. Entscheidend ist, dass es uns gelingt, die europäische Wirtschaft insgesamt und insbesondere unsere Branche resilienter zu machen und weniger abhängig von einzelnen Märkten und Lieferanten zu sein. Das sehen wir derzeit mit Blick auf die Versorgung mit Energie und Rohstoffen. Darüber hinaus müssen wir aber auch zahlreiche weitere Schlüsselbranchen wie etwa die Mikroelektronik in Europa stärken. 

Was haben Sie sich für die politische Verbandskommunikation vorgenommen? 

Meine Begeisterung für die Elektro- und Digitalindustrie hat sich nach etwas mehr als einem Monat Zugehörigkeit durch die vielen Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern unserer Mitglieder sowie meinen Kolleginnen und Kollegen nochmals gesteigert. Ich erlebe, wie die großen politischen Ziele aufs Engste mit der Branche verknüpft sind. Diese Botschaft möchte ich noch stärker in die Politik hineintragen, die Leistungen unserer Unternehmen noch mehr herausstellen, und im direkten Dialog mit der Politik vermitteln. Dieser findet immer noch zu selten statt. 
Unsere Unternehmen sind vielfach Verbündete der Politik. Blicken wir auf die ambitionierten, Klimaziele der Bundesregierung wird deutlich, wie groß die Herausforderungen sind. Wir können sie erreichen, wenn wir bei Elektrifizierung und Digitalisierung endlich vorankommen. Die notwendigen Technologien gibt es oftmals schon. Was liegt also näher, als sie auch zu nutzen. Nach dem Angriffskrieg nochmals mehr, um uns aus der Energieabhängigkeit von Russland zu befreien. 

Was ist Ihr Verständnis von guter politischer Kommunikation? 

Gerade in Zeiten einer wachsenden Bedrohung unserer Demokratie durch Desinformationen und einer immer stärkeren Polarisierung der Debatten in den Sozialen Medien sollte gute politische Kommunikation zuvorderst transparent und faktenbasiert sein. Deshalb ist mir wichtig, die hohe fachliche Verbandskompetenz zielgerichteter für den politischen Prozess zu nutzen. Mein Anliegen ist es, dass wir unser Fachwissen gut und verständlich aufbereitet in die politische Diskussion geben – ‚auf den Punkt‘ formuliert und zum richtigen Zeitpunkt platziert. Ich bin sicher, dass wir so unsere Wahrnehmung im politischen Berlin und in Brüssel erhöhen können. Dass wir dabei bereits eine sehr gute Ausgangsposition haben, zeigt der ZVEI-Jahreskongress. Er bietet die große Bühne für unsere politische Kommunikation: Ich freue mich auf unsere Diskussion mit vielen Politikerinnen und Politikern aus Berlin und Brüssel.