01.09.2025
Der ZVEI warnt vor zunehmenden Marktverzerrungen durch internationale E-Commerce-Plattformen und fordert die konsequente Anwendung bestehenden EU-Rechts. Rund 4,6 Milliarden Kleinsendungen mit einem Warenwert unter 150 Euro wurden 2024 aus Drittstaaten in die EU importiert – doppelt so viele wie ein Jahr zuvor. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur Verbraucherinnen und Verbraucher durch vielfach unsichere Produkte, sondern untergräbt auch die Wettbewerbsfähigkeit regelkonform agierender Unternehmen und konterkariert Umweltziele, da vermehrt Elektroschrott anfällt.
Der Verband plädiert für die rasche Abschaffung der zollfreien Einfuhrgrenze von 150 Euro, eine stärkere Marktüberwachung mit vermehrten Kontrollen sowie die Einführung einer koordinierenden EU-Behörde. „Die rechtlichen Grundlagen sind vorhanden – jetzt müssen sie auch wirksam durchgesetzt werden“, betont Maria Marinelli, Bereichsleiterin Consumer im ZVEI. Plattformen wie Temu oder Amazon sollten stärker in die Verantwortung genommen werden: Sie müssen sicherstellen, dass angebotene Produkte den EU-Vorgaben entsprechen, Rückrufe bei Sicherheitsmängeln veranlassen und transparente Informationen für Verbraucher bereitstellen. Zudem fordert der Verband eine zügige Revision des EU-Zollkodex und eine konsequente Nutzung der Instrumente z.B. des Digital Services Acts.
Ausschlaggebend für einen Kauf bei Temu ist vor allem der günstige Preis. Abstriche bei der Qualität werden offenbar in Kauf genommen: Eine repräsentative Umfrage des ZVEI durchgeführt durch NIQ GfK aus dem Sommer 2024 ergab, dass zwei von fünf der befragten Nutzer schlechte Erfahrungen mit der Online-Plattform gemacht haben. Bei 15 Prozent der Käufer gingen Produkte schnell kaputt und bei jedem zehnten funktionierten sie gar nicht erst.
Ein zentrales Anliegen des ZVEI ist zudem die faire Beteiligung aller Marktakteure an der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR). Derzeit tragen seriöse Hersteller oft die Entsorgungskosten für kurzlebige Produkte mit – ein Wettbewerbsnachteil, der dringend behoben werden muss. „Nur durch klare Zuständigkeiten, transparente Prozesse und wirksame Sanktionen lässt sich ein fairer digitaler Binnenmarkt gestalten“, so Marinelli. Die Politik muss bestehende Lücken schließen und die Marktregeln konsequent durchsetzen.
Die vollständige Position des ZVEI zu E-Commerce zum Download.
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