27.06.2025

Newsletter Gebäude 2/2025 - Editorial

Für die neue Legislaturperiode hat die Bundesregierung die zentrale Rolle des Gebäudesektors im Koalitionsvertrag hervorgehoben. Dies ist ein wichtiges Signal an Industrie, Handwerk und Investoren. Mit vielen Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag werden die Weichen für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende im Gebäudesektor gestellt. Dazu gehört etwa der Erhalt der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude. Zentral ist, dass in den nächsten Jahren ein verlässlicher Rahmen für Investitionen in die Klimaneutralität von Gebäuden erhalten bleibt.

Besonders richtig und wichtig ist die angekündigte Senkung des Strompreises. Sie kann Investitionen in elektrische Wärmeerzeugung und Speichertechnologien wirtschaftlich attraktiver machen. Die Beschleunigung des Smart-Meter-Rollouts sowie die Stärkung von bidirektionalem Laden und der systemdienlichen Nutzung von Speichern zeigen, dass die Koalition die Chancen der Digitalisierung und Sektorenkopplung erkannt hat.

Gleichzeitig werfen einige Vorhaben Fragen auf. Die Einführung des Gebäudetyps E, der Abweichungen von anerkannten Regeln der Technik ermöglichen soll, birgt Risiken für Qualität und Sicherheit. Hier braucht es klare Leitplanken, um Innovation zu ermöglichen, ohne bewährte Standards zu untergraben.

Auch die geplante Abschaffung des sogenannten ‚Heizungsgesetzes‘ sorgt für Verunsicherung. Ein verlässlicher Ordnungsrahmen ist essenziell für Investitionen und langfristige Planung. Sollte das Gebäudeenergiegesetz angepasst werden, muss das neue Regelwerk mindestens ebenso ambitioniert, aber zugleich praxistauglich und technologieoffen gestaltet sein.


Die verstärkte Berücksichtigung von Treibhausgasemissionen in der Anforderungssystematik des Gebäudeenergiegesetzes bleibt bislang ohne belastbare Berechnungsgrundlage. Um Vertrauen und Akzeptanz zu schaffen, ist Transparenz bei Methodik und Zielsetzung unerlässlich. Hier bietet sich die Chance, ein modernes, nachvollziehbares System zu etablieren, das sowohl Klimaschutz als auch Wirtschaftlichkeit in Einklang bringt.

Nicht zuletzt ist die verzögerte Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie ein Rückschritt im europäischen Gleichklang. Deutschland sollte hier nicht Nachzügler, sondern Vorreiter sein – und die Chance nutzen, europäische Vorgaben mit nationalen Stärken zu verbinden.

In diesem Kontext unterstützen wir ausdrücklich den aktuellen Appell zur Wärmewende, den BDEW, ZVEI und weitere Verbände gemeinsam veröffentlicht haben. Er macht deutlich: Die Branche ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – erwartet aber auch Verlässlichkeit und Klarheit von der Politik.

Unser Appell: Die Wärmewende braucht Tempo, Technologieoffenheit und Vertrauen in bewährte Standards. Der Koalitionsvertrag enthält wichtige Impulse – jetzt kommt es auf die Umsetzung an.

Ihr Sebastian Treptow
Bereichsleiter Gebäude & Leiter der Plattform Gebäude

 

Gebäude