Editorial

Auf den Gebäudesektor entfallen immer noch fast ein Fünftel der gesamtdeutschen CO2-Emisson. Wieso konnte dieser wichtige Sektor in den letzten elf Jahren gerade einmal acht Millionen Tonnen CO2 einsparen, während etwa der Energiesektor die ihm zugerechneten Emissionen um ein Drittel von 353 auf 238 Millionen Tonnen verringern konnte? Erstens: Die Crux liegt nicht in den Neubauten, die schon seit einigen Jahren hohe und stetig steigende Anforderungen an ihre Energieeffizienz erfüllen müssen. Sie liegt im Bestand – und der schlägt mit rund 21 Millionen Gebäuden in Deutschland zu Buche.

Die Politik kann hier, anders als in anderen Bereichen, nicht allein auf Vorschriften setzen, sondern muss ein Anreizsystem für freiwillige Sanierungen aufbauen. Nur wenn dieses System erfolgreich ist, wird auch die Sanierungsquote steigen. Und das muss sie jetzt dringender denn je angehen. Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, muss sie sich über alle Gebäudetypen hinweg in etwa verdoppeln. Wichtig ist dabei, dass man die Sanierungsrate differenzierter nach den einzelnen Technologien betrachtet. Eine Heizung wird heute bereits nach 20 bis 25 Jahren ausgetauscht, Beleuchtung z. T. nach 15 Jahren. Damit liegt die technologiebezogene Sanierungsrate bei vier bis sieben und nicht bei 1,1 Prozent, wie auf das gesamte Gebäude bezogen. Dennoch muss die Sanierung auch bei den einzelnen Technologien schneller voran gehen.  

Hinzu kommt, zweitens, dass gar nicht klar ist, in welchem Zustand die Gebäude in Deutschland wirklich sind. Eine ZVEI-Umfrage zeigte, dass die Elektroinstallation häufig veraltet ist und den modernen Anforderungen, wie sie für den Betrieb einer Wärmepumpe, das Laden eines Elektroautos oder dem Einsatz von Energiemanagement notwendig wären, gar nicht gewachsen ist. Verlässliche Zahlen oder eine Datenbank gibt es jedoch nicht, so dass der Sanierungsstand hierzulande – und in ganz Europa – nur auf Schätzungen beruht. Nicht zuletzt deshalb ist die Einführung eines zentralen Gebäuderegisters wichtig – Bundesregierung und Europäische Kommission müssen mehr Tempo in ihre Planungen bringen.

Drittens werden Wohnen und Bauen immer teurer. Hinzu kommen die gestiegenen – und weiter steigenden – Energiekosten, die Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer ebenso treffen wie Mieterinnen und Mieter. Eine einfache Lösung gibt es hier nicht, aber: Technologien, die zur Elektrifizierung und Digitalisierung des Gebäudes beitragen und damit die Energieeffizienz fördern, rentieren sich – über den Lebenszyklus gerechnet – bereits nach wenigen Jahren. Das es davon eine Vielzahl gibt, wird nicht zuletzt die Light + Building ab 2. Oktober in Frankfurt zeigen.  

Was also ist zu tun, um den CO2-Ausstoß im Gebäudesektor zu verringern? Aus Sicht des ZVEI hilft ein ambitionierter Ordnungsrahmen verbunden mit Anreizsysteme, die dazu beitragen, vorhandene Investitionshürden abzubauen. Dieser ausgewogene Zweiklang ist Voraussetzung auf dem Weg hin zum klimaneutralen Gebäudebestand. 

 

Sebastian Treptow
Bereichsleiter Gebäude

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