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01.01.2019
Bei der eHealth-Strategie kommt es nicht auf einzelne technische Komponenten, sondern die ganzheitliche Digitalisierung der Gesundheitsversorgung an.
Ziel der Digitalisierung des Gesundheitssystems ist es, die qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung langfristig sicherzustellen, kontinuierlich zu verbessern und dabei finanzierbar zu halten. EHealth – also der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik in der Gesundheitswirtschaft – spielt dabei eine große Rolle.
Aus diesem Grund haben die Verbände der industriellen Gesundheitswirtschaft zu Beginn dieses Jahres ein nationales eHealth-Zielbild gefordert. Dieses soll allen Beteiligten im Gesundheitssystem die notwendige Orientierung geben und es ihnen ermöglichen, konkrete Ziele zu definieren und zu erreichen. Die Verbände haben dazu aufgerufen, ein solches Zielbild in einem politisch moderierten Prozess ressort- und sektorübergreifend zu erarbeiten, daraus eine nationale eHealth-Strategie abzuleiten und anschließend durch einen konkreten Aktionsplan flächendeckend umzusetzen.
Was muss eine eHealth-Strategie für Deutschland leisten?
In Bezug auf die Notwendigkeit einer eHealth-Strategie gibt es also bereits eine gemeinsame Basis der Industrie. Als nächsten Schritt gilt es nun zu definieren, wie die eHealth-Strategie genau aussehen soll. Dafür ist es wichtig, einen ganzheitlichen Blick auf die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft zu wahren und sich nicht auf die Umsetzung einzelner technischer Komponenten zu beschränken. Übergeordnetes Ziel ist es vielmehr, für jeden Einzelnen die Gesundheitsversorgung anzubieten, die am besten zum jeweiligen Gesundheitszustand und Lebensumständen passt. Dafür müssen wir die Komplexität der Versorgungsprozesse und der Daten beherrschen und steuern können. Letztere müssen dafür in einem durchgängigen Prozess erst erfasst, dann kommuniziert und schließlich auch ausgewertet werden können.
Dies ist eine komplexe technische Herausforderung. Der Erfolg der Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft hängt aber nicht nur von deren Lösung ab. Zwei weitere Aspekte sind ebenfalls von großer Bedeutung: Das ist zum Ersten das Vertrauen von Bürgern und Patienten in den Umgang mit den Daten in der Gesundheitswirtschaft. Wir müssen deshalb kurzfristig klären, welche Regeln für den Umgang mit Daten in der Gesundheitswirtschaft gelten und wie wir zukünftig mit dem Datenschutz umgehen wollen. Zweitens ist ein immer äwieder geäußerter Vorbehalt gegen die Digitalisierung in der Gesundheitsversorgung die Befürchtung, dass es zu einer Entsolidarisierung in der GKV kommen könnte bzw. dem Einzelnen durch die Nutzung von Daten oder durch das Verweigern von Daten Nachteile entstehen könnten. Sachgerechte Regelungen für die Themen Datenschutz und IT-Sicherheit werden diesen Befürchtungen zum Teil Rechnung tragen können. Wir müssen aber ergänzend dazu dafür Sorge tragen, dass die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen verlässlich geschützt wird.
Die Gesundheitswirtschaft muss neu organisiert werden
Um eine individualisierte Gesundheitsversorgung zu erreichen, muss die Gesundheitswirtschaft neu organisiert werden. Wo heute eine hierarchische Ordnung von ambulanter und stationärer Versorgung herrscht, die Patienten Stufe für Stufe durchlaufen, müssen Prozesse dezentralisiert und vernetzt werden. Die Umsetzung geschieht über die Integration von Daten entlang von Versorgungsprozessen.
Am Beispiel anderer Länder lässt sich ablesen, dass eine nationale Strategie für alle Beteiligten wichtige Orientierung bei der Nutzung digitaler Anwendungen in der Gesundheitsversorgung und beim Aufbau der nötigen Infrastrukturen gibt. Und diese Orientierung ist notwendig, wenn jeder in seinem Bereich die richtigen Maßnahmen umsetzen soll, die in Summe dann zum gewünschten Ziel führen. Deutschland braucht eine solche Strategie. Diese kann nur auf der Grundlage eines gemeinsamen eHealth-Zielbilds erfolgreich entwickelt und umgesetzt werden. An dieser Stelle ist die Politik gefragt, ein solches Zielbild unter Einbindung aller Beteiligten zu entwickeln. Aus dem Zielbild wird dann eine Strategie abgeleitet. Und die Strategie führt zu konkreten Maßnahmen. Wichtig ist, dass es ist keine Strategie für den Einsatz von einzelnen technischen Instrumenten in der Gesundheitsversorgung ist, sondern eine Strategie für die Digitalisierung der Gesundheitswirtschaft in Deutschland.