Unsere These:

Nur Innovationen garantieren Nachhaltigkeit

Die Argumente

1. Nachhaltigkeit ist ein Muss, wenn wir den Planeten lebenswert halten wollen. Es geht inzwischen nur noch um das „Wie“, längst nicht mehr um das „Ob“.

2. Die Unternehmen denken Ökologie und Ökonomie immer stärker zusammen – und investieren entsprechend. 

3. Die Politik muss Bedingungen schaffen, damit sich solche Investitionen rechnen und in einem sicheren Umfeld getätigt werden können.

4. Insbesondere die innovativen Unternehmen der Elektro- und Digitalbranche können Europa zum Leitmarkt für Transformationstechnologien machen. 

5. Eine solche Effizienzwende – auf technologischer und administrativer Ebene – stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität Europas.

Nachhaltigkeit und Wohlstand verbinden

Wir sind bereit!

Mitte Juli erklärte Ursula von der Leyen in ihrer Bewerbungsrede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg: „Unsere oberste Priorität sind Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit.“ Gleichzeitig schlug sie einen neuen „Clean Industrial Deal“ vor und versprach, Energiekosten zu senken sowie die Bürokratie zurückzufahren. Sie betonte aber auch, dass „wir Klimaschutz und eine gesunde Wirtschaft unter einen Hut bringen müssen“.

Das sehen auch die allermeisten Unternehmen in Deutschland so. Obwohl vor allem kleine und mittelständische Unternehmen unter detaillierten Berichtspflichten und wachsender Bürokratie leiden, stehen sie dem Thema „Nachhaltigkeit“ im Grundsatz keineswegs ablehnend gegenüber – ganz im Gegenteil: Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ von Haufe zeigt, dass Mittelständler Nachhaltigkeit mehrheitlich als Chance für ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit betrachten.

Die Studie unterteilt die Unternehmen in vier Typen: „Wegbereiter“ machen rund 15 Prozent aus und betrachten Nachhaltigkeit als grundlegenden Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie – oft getrieben vom persönlichen Engagement der Eigentümer. In ZVEI-Familienunternehmen wie Beckhoff Automation (Seite 28) und Erbe Elektromedizin (Seite 34) gilt Nachhaltigkeit als Hebel zur Zukunftssicherung und wird aktiv genutzt, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. Bei den „Routiniers“ (circa 30 Prozent) waren Stakeholder-Forderungen – von Investoren oder Gesetzgebern – Auslöser der nachhaltigen Ausrichtung. Die „Einsteiger“ machen 35 Prozent der mittelständischen Betriebe aus. Sie beschäftigen sich erst seit kurzer Zeit mit Nachhaltigkeit, vor allem weil Finanzierungen und öffentliche Aufträge immer mehr daran gekoppelt sind. Eine ambivalente Haltung zum Thema zeichnet die „Skeptiker“ aus, zu denen 20 Prozent der Mittelständler gehören. Sie reagieren hauptsächlich auf äußeren Druck: steigende Energie- und Materialkosten sowie die Erwartungen von Kunden und potenziellen Arbeitnehmern.

INFO

eMonitor des ZVEI

Wie weit die Elektrifizierung in Deutschland bereits fortgeschritten ist, zeigt der eMonitor des ZVEI.

Die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie gehören zu den Vorreitern der nachhaltigen Transformation unserer Wirtschaft – inspiriert von der Vision einer All Electric Society. Diese umfassende Elektrifizierung aller Lebensbereiche, insbesondere der Sektoren Industrie, Verkehr und Gebäude/Wohnen, unterstützen neun von zehn ZVEI-Mitgliedsunternehmen. Für sie ist die Elektrifizierung der zentrale Hebel für mehr Klimaschutz und Energieeffizienz.

Ebenfalls 90 Prozent der ZVEI-Unternehmen haben bereits selbst in Maßnahmen zur Effizienzsteigerung investiert. Allerdings macht es ihnen der Staat oft nicht einfach, in eine klimaneutrale Zukunft zu investieren: Mehr als die Hälfte der Unternehmen beklagt bürokratische Hürden wie lange Planungs- und Genehmigungsverfahren. 48 Prozent stören sich an mangelnden oder fehlgeleiteten regulatorischen Anreizen. „Wir brauchen einen verlässlichen Rahmen, der sinnvolle Investitionsentscheidungen treffen lässt“, fordert darum ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel.

Die Unternehmen im ZVEI sind bereit, den Nachhaltigkeitsvorreiter Europa auch zum Erfolgskontinent für „grüne“ Innovationen und Technologien zu machen. Und sie teilen die Vision der neuen EU-Kommissionspräsidentin von einem Europa, „das Wohlstand schafft, die Menschen schützt und die Demokratie verteidigt“. Das wird aber nur gelingen, wenn die Politik Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit klug miteinander verbindet. Dann können insbesondere die Technologien der Elektro- und Digitalindustrie zu echten „Game Changern“ werden.

 

Text: Christian Buck  Fotos: Adobe Stock / Alberto Masnovo, Pexels / Pixabay, Pexels / Skitterphoto 

 

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2.2024 am 14. Oktober 2024 erschienen.



Erschienen in der Ausgabe 2.2024

Widersprüche beseitigen

Statt neuer EU-Vorgaben müssen wir die bestehenden Regularien auf Umsetzbarkeit und Konsistenz überprüfen.

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Energiewende mit Fragezeichen: Aserbaidschan

Der Staat in Vorderasien ist Gastgeber des kommenden UN-Klimagipfels, gleichzeitig entfallen 90 Prozent der Exporte des Landes auf Öl und Gas. Wie passt das zusammen? Von der Elektrifizierung eines fossilen Champions.

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Das Magazin der Elektro- und Digitalindustrie

Mit dem Magazin der Elektro- und Digitalindustrie ampere, das zwei Mal im Jahr erscheint, schaut der Verband über den Tellerrand der Branche hinaus.

Jede Ausgabe von ampere setzt sich kontrovers und informativ mit Themenschwerpunkten der Elektroindustrie auseinander, die aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Der Verband will mit dem Magazin den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft stärken.