Editorial

Die deutsche Elektro- und Digitalindustrie hat sich auch im Jahr der „Zeitenwende“ stark gezeigt. Trotz des Krieges in der Ukraine, trotz Energiekrise und Inflation, trotz Chinas Null-Covid-Politik und – eng damit verbunden – mitunter angespannter Lieferketten und trotz in Teilen anhaltender Lieferengpässe, gerade auch im Chipbereich. Trotz alledem ist die reale, um Preiseffekte bereinigte Produktion unserer Branche im vergangenen Jahr 2022 um dreieinhalb Prozent gestiegen. Das Ergebnis liegt sehr nah an der ursprünglichen ZVEI-Prognose von vier Prozent Produktionswachstum. Anders als manch andere Branche mussten wir im Verlauf des letzten Jahres auch nicht nach unten korrigieren. Diese robuste Produktionsentwicklung unterstreicht die Stärke der Elektro- und Digitalindustrie. Und es ist klar erkennbar: Unsere Branche profitiert von den beiden großen Treibern Elektrifizierung und Digitalisierung, die aufs Engste mit unserer Branche verbunden sind. 

Die nominalen Erlöse (einschließlich Dienstleistungen) sind 2022 um zwölf Prozent auf ein neues Rekordhoch von 225 Milliarden Euro gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten hat zuletzt schon an der Marke von 900.000 gekratzt. Und auch für die Exporte war 2022 ein Rekordjahr: Die deutschen Elektroausfuhren (inklusive von Re-Exporten) stiegen auf 246 Milliarden Euro – ein Plus von knapp neun Prozent bzw. von 20 Milliarden Euro gegenüber dem Jahr davor. Hiervon nahm unser Heimatmarkt, die EU, mehr als die Hälfte ab. Das zeigt: Der vor 30 Jahren gegründete Binnenmarkt ist eine der bedeutendsten Errungenschaften der EU und das wichtigste Faustpfand, auch um politisch ernst genommen zu werden. Ein einheitlicher Markt mit 450 Millionen Menschen kann nicht übersehen werden, nicht von China und auch nicht von den USA. Die Überlegungen, die zum Binnenmarkt führten, sind aufgegangen. Der Wegfall von Handelshemmnissen, die Vereinheitlichung von Standards trugen zu mehr Wettbewerb und erhöhter Produktivität und damit zu mehr Wohlstand bei. Wir wissen, der Binnenmarkt ist nicht perfekt und schon gar nicht vollendet. Seit Corona wissen wir aber auch, was es bedeutet, wenn Grenzen sich plötzlich schließen. Das darf nicht wieder passieren. Und das wird es auch nicht, da bin ich, da ist der ZVEI, zuversichtlich. Selbstverständlich werden wir nach Kräften zum Erhalt und zur Weiterentwicklung des europäischen Binnenmarkts beitragen. 

Ebenso selbstbewusst und zuversichtlich blicken wir in die Zukunft – wohlwissend, dass 2023 ein Rezessionsjahr werden könnte. Unsere Branche ist gut aufgestellt, aktuell wie perspektivisch. Immer deutlicher sehen wir positive Effekte, die mit der Entwicklung zur All-Electric-Society zu tun haben. Seit 2021 hat sich die Produktion der Elektro- und Digitalindustrie vergleichsweise dynamischer entwickelt als im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt. Nach den hohen Wachstumsraten der beiden vergangenen Jahre erwartet der ZVEI für 2023 derzeit Null-Wachstum bei der realen Produktion. Damit würde sich die Elektro- und Digitalindustrie unter den schwierigen Bedingungen einer „Zeitenwende“ weiter auf Höchstniveau bewegen.
 

 

Dr. Gunther Kegel
ZVEI-Präsident

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