Herr Dr. Brandes, Sie haben gerade die Produktion in einer neuen Fabrik im bayerischen Velden aufgenommen. Energieerzeugung mit Photovoltaik (PV), Batteriespeicher und Verbraucher in dem neuen Werk haben Sie über ein Gleichstromnetz verbunden. Warum?
Weil wir bei dem Neubau auf den Schornstein verzichten und keinerlei fossile Brennstoffe mehr verbrennen wollten.
Da war das Gleichstromnetz eine logische Folge? Schließlich sind PV-Module und Batteriespeicher Gleichstromkomponenten.
Sicher. Aber die Gleichstromtechnik bietet in der Industrie noch viel mehr Vorteile. So lässt sich mit ihr die Anschlussleistung, die Fabriken aus dem öffentlichen Netz beziehen um 60 bis 70 Prozent senken. Allein dadurch amortisiert sich ein Gleichstromnetz. Außerdem werden die öffentlichen Netze entlastet.
Welche Vorteile gibt es noch?
Da Sie ein Gleichstromnetz mit Batteriespeichern ausstatten können, erreichen Sie eine Verfügbarkeit von fast 100 Prozent, auch wenn es im Wechselstrom-Versorgungsnetz zu kurzzeitigen Unterbrechungen kommen sollte. Außerdem haben Sie erheblich weniger Energieverluste. Sie müssen Wechselstrom aus dem Netz ja nicht erst umwandeln. Zudem lässt sich überschüssige Energie, die etwa bei Bremsprozessen von Roboterarmen oder Liften in Hochregallagern entsteht, in einem Gleichstromnetz direkt zwischenspeichern und an anderer Stelle und zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. In einem Drehstromnetz wird diese oft über Bremswiderstände regelrecht verheizt.
Ein Gleichstromnetz ist dagegen eine Art Kreislaufwirtschaft für Energie?
Genau.