Wenn die Bedeutung von technischen Normen erklärt wird, muss oft ein Klassiker herhalten, der wohl auf nahezu jedem Schreibtisch direkt vor uns liegt: das „DIN A 4-Blatt“. Bereits 1922 wurden Papierformate definiert, damals noch unter der Nummer „DIN 476“. Doch Normen sind heute weitgehend international und so hat auch das Standardformat für unsere Zettelwirtschaft eine neue Nummer bekommen, die „DIN EN ISO 216“.
Was ohne einen Standard für Papier passieren würde, kann sich jeder leicht ausmalen. Ein großes Durcheinander wäre die Folge. Normen sind aber auch in unzähligen weiteren Lebensbereichen unverzichtbar, denn sie stellen für nahezu alle Produkte eine gemeinsame technische Sprache dar, die den weltweiten Handel fördert, Qualität sichert, die Umwelt und die Gesellschaft schützt sowie die Effizienz verbessert. Zudem sind die Normen die Grundlage für Innovationen. Schon der österreichische Nationalökonom Joseph Schumpeter sprach davon, dass nur mit Hilfe von Normen Innovationen zu Produktneuheiten werden können, die sich am Markt auch durchsetzen. Für die Skalierung im Markt ist die Normung eine Voraussetzung.
Der starken Rolle, die Deutschland bei der Normung traditionell spielt, verdankt die Industrie ihren guten Zugang zu den globalen Märkten. Würden andere Staaten die Normen setzen, wären teure Anpassungen an diese Standards die Folge. Auch die Organisation der Lieferketten würde komplexer werden. In Deutschland kümmern sich die DKE und das Deutsche Institut für Normung (DIN) um die technischen Standards. In den allermeisten Fällen – nämlich zu 93 Prozent – haben die elektrotechnischen Normen einen europäischen oder internationalen Hintergrund. Von zunehmender Bedeutung sind daher seit langem die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) und Internationale Organisation für Normung (ISO).
Länder wie China haben erkannt, wie wichtig die Mitarbeit in den Normungsgremien ist. Auch in der EU wächst das Bewusstsein für die große geostrategische Bedeutung des Themas. Kerstin Jorna, die Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU (GROW), nimmt im Interview Stellung zu aktuellen Fragen rund um Normung und Standardisierung und den Plänen der EU.