Ein möglicher Grund: Die norwegischen Fjorde lassen sich einfach nicht beliebig als Pufferspeicher nutzen, weil der wachsende Strombedarf vor Ort dem Grenzen setzt. „Die Idee vom ‚Akku Europas’ stößt langsam an ihre Grenzen“, sagt Marcus Franken, Leiter der deutschen Niederlassung des norwegischen Beratungsunternehmens Thema. Denn durch die enge Verbindung der Netze schlagen deutsche Strompreisspitzen zunehmend auch auf die norwegischen Tarife durch. Das hat zu Unmut in der Bevölkerung geführt und die Regierung dazu gezwungen, einen Strompreisdeckel einzuführen. All das führt zu einem Umdenken im vermeintlichen Stromparadies. „Man stellt sich zunehmend die Frage ‚Wie können wir in Zukunft klimaneutral sein?’“, so Franken. Man wolle sich nicht mehr nur auf den Trumpf Wasserkraft verlassen, sondern auch Alternativen wie die Windkraft vorantreiben und die Energieeffizienz, etwa im Gebäudesektor, verbessern.
Auch am nächsten Exportschlager nach dem Wasserstrom arbeitet das Land bereits: Wasserstoff. Derzeit wird er in dem rohstoffreichen Land noch aus Erdgas gewonnen, in Zukunft jedoch soll er mithilfe von erneuerbarer Energie produziert werden („Grüner Wasserstoff“). „In Norwegen wird genau verfolgt, was die deutsche Politik in Sachen Wasserstoff plant“, so Franken. Die hatte zuletzt aufs Tempo gedrückt: Im Januar vergangenen Jahres war Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach Oslo gereist, um eine Energiepartnerschaft mit Norwegen zu verkünden: 2030 soll eine Pipeline beide Länder verbinden und erst „blauen“ Wasserstoff aus Erdgas, später dann grünen Wasserstoff aus erneuerbaren Energien liefern. Womit die Energiepartnerschaft mit Norwegen noch ein Stückchen enger würde.