Brüssel Insights

Weichenstellung für viele Jahre

Neue EU-Digitalregulierungen

Derzeit berät die europäische Politik über drei zentrale Rechtsakte für die Digitalisierung: Data Act, AI Act und Cyber Resilience Act. Was bedeuten sie für Unternehmen?

Die Digitalisierung nimmt Fahrt auf. Zugleich brauchen Hersteller und Anwender einen sicheren Rechtsrahmen. Derzeit sind EU-Kommission, europäischer Rat und EU-Parlament dabei, in diesem Bereich zentrale Weichenstellungen für die kommenden Jahre vorzunehmen.

Am weitesten gediehen ist der Data Act, der sich schwerpunktmäßig mit dem Zugang und der Verwendung von nutzergenerierten Daten beschäftigt. Hier konnte der ZVEI wichtige Verbesserungen erreichen: So werden industrielle Anforderungen jetzt stärker berücksichtigt und Geschäftsgeheimnisse wirksam geschützt. Auch wenn in Teilen immer noch Klärungsbedarf besteht, so bietet der Data Act doch Chancen für Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, ihre Produkte und Services zu verbessern oder neue datengetriebene Geschäftsmodelle zu entwickeln.

DIGITALISIERUNG IN ZAHLEN

Datennutzung, KI und Cybersicherheit: Einige Fakten zeigen, in welchem Umfeld die Beratungen über die drei Rechtsakte stattfinden.

Auch der AI Act leidet bisher unter unklaren Definitionen. So ist der grundlegende Begriff „Künstliche Intelligenz“ derzeit noch so weit gefasst, dass selbst seit Jahren eingeführte Produkte darunterfallen würden. Auch sollte das hochregulierte Feld der „Hochrisiko-KI“ nur wirklich kritische Anwendungen umfassen, bei denen die KI einen direkten Einfluss auf die sicherheitsrelevanten Elemente des Systems hat. Hinzu kommt eine zu knapp bemessene Übergangsfrist: Aus ZVEI-Sicht sollten mindestens 36 Monate vorgesehen werden, da bei diesem neuen Regulierungsziel nicht auf vorhandene Ergebnisse und Strukturen aufgesetzt werden kann.

Eine ähnliche Herausforderung stellt der Cyber Resilience Act dar. Auch hier bereiten eine viel zu knapp bemessene Übergangsfrist und unklare Definitionen derzeit noch große Sorgen. Zudem sollte sich die Regulierung auf die tatsächlich kritischen Komponenten beschränken. Sehr positiv dagegen ist, dass der Cyber Resilience Act, wie vom ZVEI gefordert, auf den etablierten Mechanismen des New Legislative Frameworks (Regelungen zur Konformitätsbewertung von Produkten im EU-Markt) aufbaut.

Alle drei Rechtsakte sollen im Frühjahr 2024 – noch vor der Wahl des EU-Parlaments – in Kraft treten. Der ZVEI wird sich dafür starkmachen, dass die drei Digital-Rechtsakte kohärent und konsistent sind und ihre Umsetzung praktikabel gestaltet wird.

ZVEI-Positionen zur Digitalisierung

Die Digitalisierung steht im Fokus des ZVEI. Als Verband der Elektro- und Digitalindustrie bezieht er Position bei der politischen Regulierung – so beim EU Data Act, EU AI Act und EU Cyber Resilience Act – und entwickelt technische Lösungsansätze, wie etwa den Digitalen Produktpass 4.0 (DPP 4.0).
Weitere Informationen zu den Themen KI, Cybersicherheit, digitale Infrastruktur sowie Daten und Plattformen finden Sie hier.

 

Text Jochen Reinschmidt | Bild ZVEI/Frederik Boettcher; Illustration shutterstock.com/brichuas, shutterstock.com/Stoker-13

 

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 2.2023 am 2. Oktober 2023 erschienen.



Erschienen in der Ausgabe 2.2023

Sprecht miteinander!

Das Start-up Semodia aus Radebeul treibt den Einsatz des Modular Type Package voran, um intelligente Geräte einfacher an unterschiedliche Steuerungssysteme anschließen zu können. Dafür wurden die Gründer im Mai 2023 mit dem „Electrifying Ideas Award“ des ZVEI ausgezeichnet.

Weichenstellung für viele Jahre

Derzeit berät die europäische Politik über drei zentrale Rechtsakte für die Digitalisierung: Data Act, AI Act und Cyber Resilience Act. Was bedeuten sie für Unternehmen?

Antennen-Verbund

1.024 winzige Antennen sollen in 6G-Geräten die Funkstrahlen ausrichten, um die Reichweite zu steigern. Das Foto zeigt ein großes Antennen-Array für eine 5G-Basisstation.

Doktor Cloud

Die Medizin der Zukunft ist digital und vernetzt. Während Medizingeräte heute völlig verschiedene Sprachen sprechen, lassen sie sich nun über den neuen IEEE-Standard 11073-SDC bidirektional und sicher miteinander verbinden – und zwar herstellerübergreifend. In dieser Grafik zeigen wir an einem Beispiel, wie eine Intensivstation dank offener Kommunikationsstandards künftig arbeiten könnte.

Zukunft jetzt

Expertenwissen, Meilensteine und Schaltzeichen: Drei informative Kurztexte über und aus der Elektroindustrie

ampere

Das Magazin der Elektro- und Digitalindustrie

Mit dem Magazin der Elektro- und Digitalindustrie ampere, das zwei Mal im Jahr erscheint, schaut der Verband über den Tellerrand der Branche hinaus.

Jede Ausgabe von ampere setzt sich kontrovers und informativ mit Themenschwerpunkten der Elektroindustrie auseinander, die aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Der Verband will mit dem Magazin den Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft stärken.